Rezensionen zu Bd. 1.1 89 Es mag uns an dieser Stelle vergönnt sein, nicht-militärische Historiker auf einen Punkt hinzuweisen, der, wenn auch im großen Publikum längst anerkannt, vielleicht dennoch in der publizistischen Literatur noch nicht gehörige Beachtung gefunden hat. Von Laien und für Laien geschriebene Schlachtenbilder müssen kurz und in großen Zügen gehalten sein; das giebt die nothwendige[S. 289] Uebersicht. Ganz unerreichte Meisterstücke in dieser Beziehung sind die Briefe unseres Kaisers, in denen er die Schlachten von Königgrätz und Sedan geschildert hat. Freilich fehlen hier, da die Beschreibungen im ersten Eindruck nach den Schlachten niedergeschrieben sind, Details und Zahlen, auch hat sich herausgestellt, daß sich sogar in den Bericht von Sedan ein Fehler eingeschlichen hat. Was aber kein Schriftsteller in dem Maße erreicht hat, wie der kaiserliche Feldherr, das ist die außerordentliche Anschaulichkeit, mit der er den geographischen Untergrund und die darauf stattgehabten Massenbewegungen vorführt. Bei der Masse der speziell von Fontane noch zu schildernden Schlachten, Gefechte und Belagerungen würde sich eine solche königliche Kürze im Interesse der wirklichen Uebersicht sehr empfehlen. Seine Stärke liegt ohnehin weit mehr in der Schilderung der Empfindung, die der große Moment in der Seele der Miterlebenden hervorgerufen. Nicht bloß das anmuthige Büchlein über seine Kriegsgefangenschaft ist dessen Zeuge, sondern die auch in das jetzt folgende Buch eingestreuten Poesien, die zum Theil Fontane selbst zum Verfasser haben. *) Berlin 1873, Decker´sche Hofbuchdruckerei. 10. 28. In: Militärische Blätter, Mai 1873. Th. Fontane. Der Krieg gegen Frankreich 1870–71. 1. Band. Der Krieg gegen das Kaiserreich. 1. Halbband. Bis Gravelotte, 18. August 1870. Mit 32 Plänen in Holzschnitt Berlin. 1873. Königl. Geheime Ober-Hof-Buchdruckerei (R. v. Decker). Die Feldzüge von 1864, 66 und 70–71 haben neben den zahlreichen Fachschriften eine noch größere Anzahl von Werken ins Leben gerufen, welche, von sehr verschiedenem Werth, Umfang und Zweck, vom specifisch-militärischen Standpunkt absehend, bald mehr der Belehrung, bald mehr der Unterhaltung und dem mannichfaltigen Geschmack und Verlangen des großen Publikums Rechnung zu tragen suchten. Zu denjenigen Werken, welche diese mannichfaltigen Zwecke mit am besten erreicht und dadurch ein zahlreiches und dankbares Publikum erworben haben gehören die Darstellungen Th. Fontane´s[S. 491] von den Feldzügen 1864 und 66, der mit vorstehend erwähntem Halbband, den Krieg von 1870–71 betreffend, in
Heft
(2021) 111
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