Heft 
(2021) 111
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90 Fontane Blätter 111 Dossier: Fontanes Der Krieg gegen Frankreich den Reigen seiner schriftstellerischen Kollegen erst zu treten beginnt, wäh­rend die Werke dieser meist schon abgeschlossen vor uns liegen. Wenn die­ses etwas spätere Auftreten wohl hauptsächlich darin seinen Grund hat, daß es dem Verfasser nur vergönnt war, dem ersten Theil des Feldzuges als Augenzeuge beizuwohnen, da er ja bekanntlich bei einem freilich etwas un­besonnen unternommenen Abstecher nach der Heimat der Jeanne d´Arc in französische Gefangenschaft gerieth, so daß er das übrige Material zu sei­ner Schilderung des Krieges anderweitig herbeischaffen mußte, so scheint uns aus dieser Verzögerung nicht nur kein Nachtheil, sondern vielmehr ein Vortheil für die Darstellung zu erwachsen. Denn das Anmuthige derselben hat dadurch nichts verloren, die Sichtung von Wahrem und Falschen aber entschieden vieles gewonnen, was nicht von allen, dem Drange des Augen­blicks entsprungenen ähnlichen Werken gesagt werden kann. Mit diesem Vorzug des Zuverlässigen paart sich aber der Reiz und das Ergreifende der Schreibweise, welche, wie sie auf großen historischen Hintergrunde, in dem gewaltigen Ringen der Völker und ihrer bewundernswürdigen Hel­denthaten den wahrhaft poetischen Inhalt erkennen zu lassen und zu be­tonen versteht, nicht minder bei der Schilderung des Individuellen, der ­Personen und ihrer Handlungen durch Hervorhebung der Gemüthsseite zu fesseln weiß. Wir glauben daher, daß außer dem großen Publicum auch der Militair neben seinen fachmännisch belehrenden, theoretisch kühleren Schriften sich an den warmen und lebensvollen Schilderungen des vorlie­genden Werkes erfreuen wird. Zahlreiche Anmerkungen unter dem Text ergänzen denselben vielfach durch interessante Details und anziehende Auszüge aus Privatmittheilun­gen und Briefen. Daß die Ausstattung des Buchs eine des ausgezeichneten Verlages würdige ist, bedarf kaum der Erwähnung; es empfiehlt sich das­selbe aber noch besonders durch die in den Text gedruckten klaren und übersichtlichen Pläne, durch welche die Lage der Ortschaften, die Stellun­gen und Bewegungen der Truppen gut verdeutlicht und erläutert werden. Der zweite Halbband, welcher die Ereignisse bei Sedan die Ein-[S. 492] schließung und Kapitulation von Metz schildern wird, soll demnächst, der zweite Band dagegen, ebenfalls in zwei Abtheilungen zerfallend, den Krieg gegen die Republik bis zur Besetzung von Paris und den Friedensverhand­lungen umfassend, erst im nächsten Jahr erscheinen. 28. 11. Anonym. In: Streffleur´s österreichische militärische Zeitschrift (Literaturblatt), Juni/Juli 1873.