Heft 
(2021) 111
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Rezensionen zu Bd. 1.1 91 12. Anonym. In: Der Literaturfreund, 1. Juli 1873. Th. Fontane, Der Krieg gegen Frankreich. I. Band, 1. Halbband. Berlin. Geh. Ober-Hofbuchdruckerei, R. v. Decker. 1873. Zwischen den vielen Darstellungen, welche der große Krieg von anno Siebzig hervorgerufen hat, nimmt das vorliegende Buch des bekannten, zu­gleich gewandten und eleganten Berliner Schriftstellers, wenn auch nicht einen hervorragenden, doch seinen durchaus eigenen Platz ein. Daß Herr Fontane das reiche Material auf das gewissenhafteste gesammelt, auf das sorgfältigste gesichtet und das Werthvolle und Nothwendige mit Geschick geordnet, gruppirt und zur klaren Darstellung gebracht hat, das alles darf man, gestützt auf seine ähnlichen Werke über den schleswig-holstein´schen und den Sechsundsechziger Krieg, von vornherein annehmen und wird es auch in diesem ersten Bande der neuesten Kriegsgeschichte überall bestä­tigt finden. Herr Fontane ist vor nicht wenigen anderen Arbeitern auf die­sem Felde wir reden natürlich nicht von den militärischen bedeutend im Vortheil gewesen. Er hat nicht bloß die früheren Erfahrungen und den durch diese geschärften Blick, die erleichterte Ein- und Uebersicht voraus, sondern er hat, sei es auch nur auf kurze Zeit, jetzt gleichfalls wieder nicht die heimische Stuben-, sondern die wirkliche Kriegsluft geathmet. Er ist daheim auf dem deutschen Mittelpunkte der Begebenheiten; er steht in zahlreichen Beziehungen und Verbindungen, die ihm von neuem einen ganz anderen Einblick gewähren und ihm außer dem, allen zugänglichen [S. 142] Material, auch noch weiteres, sei es privates, sei es officielles zufüh­ren, d. h. grade dasjenige, welches die Darstellung belebt und ihr zugleich einen Reiz und Werth verleiht, welchen andere Bücher dieser Art nur aus­nahmsweise erlangen können. Nun ist der Krieg von anno Siebzig allerdings mit einem bei weitem an­deren Maßstabe zu messen, als die beiden, welche ihm vorausgingen. Sie erscheinen, dem ersteren gegenüber, und zwar nicht bloß von der militäri­schen Seite, wie ein Kinderspiel; sie gewähren dem Zuschauer und Darstel­ler schon rein äußerlich, ein um vieles einfacheres und leichter übersehba­res Bild, eine gewisse Einheit in Ansehung des Materials, wie der Interessen, während 1870 grade hier alles auf das weiteste auseinander geht, sich auf das complicirteste gestaltet und statt des einen festen und sicheren Ge­sichtspunkts, überall neue erscheinen läßt, die der Darsteller nicht außer Acht lassen darf, wenn seine Darstellung nicht von vornherein eine, sei es mangelhafte und einseitige, sei es überhaupt falsche, werden soll. Ja, man­che von diesen Gesichtspunkten sind bisher selbstverständlich nur den am tiefsten Eingeweihten und den sagen wir: Dirigenten bekannt geworden; nur bei ihnen ist der volle klare Blick in die Einzelheiten und der richtige Ueberblick über das Ganze zu suchen. Daher sind denn auch alle bisher er­schienenen, selbst von Militairs herrührenden Einzeldarstellungen nur als,