92 Fontane Blätter 111 Dossier: Fontanes Der Krieg gegen Frankreich freilich häufig sehr werthvolle Vorarbeiten zu betrachten, und können die Gesammtschilderungen gar nicht anders als unvollständig, ja unzugänglich sein. Hier kann erst das preußische Generalstabswerk, in Verbindung mit dem, was hoffentlich von anderen Seiten, von Baiern, Württemberg und auch Sachsen veröffentlicht werden wird, die genügende Aufklärung und die endliche Feststellung ermöglichen. Trotz aller Vortheile und Vorzüge, die wir dem Fontane´schen Werk zugestanden haben, leidet doch auch dieses an den erwähnten, unvermeidlichen Mängeln: trotz aller Sorgfalt bleibt die Uebersichtlichkeit eine beschränkte; trotz aller Gewissenhaftigkeit erscheinen einzelne Partien in einem Glanz, vor dem das Uebrige erbleichen muß; einzelne Truppentheile, wie z.B. die Garden bei St. Privat, liegen dem Verfasser besonders am Herzen; einzelne Persönlichkeiten, die für das Ganze ohne irgend welche Bedeutung sind, treten hie und da hervor. Einen Tadel begründet das alles aber keineswegs. Wer von uns allen, die wir diese gewaltige Zeit mit erlebten, vermochte damals und vermag noch heute sich der Eindrücke zu erwehren, welche jeder Tag, ja jede Stunde für Alle wie für den Einzelnen mit sich brachte? Das kann erst dem wirklichen, zur vollsten Objectivität verpflichteten Geschichtsschreiber gelingen. Wir sehen der Fortsetzung des Buchs mit gesteigertem Interesse entgegen. Die Kämpfe vor Metz, welche den vorliegenden Band schließen, bilden auch in Wirklichkeit den Schluß des ersten Kriegsabschnitts. Von diesen Tagen an, ja für den aufmerksamen Beobachter schon während derselben, nahm der Krieg und seine Führung einen anderen Character an – eine Veränderung, die sich wohl erkennen, aber nicht erklären läßt und vielleicht noch lange nicht erklärt wird. – Für den Darsteller häufen sich von jetzt an die Schwierigkeiten unausgesetzt. Aber Herr Fontane hat uns schon jetzt gezeigt, daß er ihrer, soweit seine Aufgabe es verlangt, Herr werden wird. Ueber die Ausstattung des Buchs können wir uns nur auf das anerkennendste äußern. Sie ist eine gediegene und zeichnet sich selbst in Ansehung der Correctheit aus, während unsere Druckwerke neuerdings durch Druckfehler entstellt werden, wie man sie vor zehn Jahren selbst in der Tagesliteratur, den Zeitungen und Feuilletons, niemals so zahlreich und sinnlos fand. – Die dem Text eingefügten Pläne sind klar und für den nichtmilitärischen Leser völlig ausreichend. 13. Anonym. In: Neue Militär-Zeitung, 6. August 1873. 14. Anonym. In: Literarisches Centralblatt für Deutschland, 16. August 1873.
Heft
(2021) 111
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