Heft 
(2021) 111
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98 Fontane Blätter 111 Dossier: Fontanes Der Krieg gegen Frankreich folgenden Worten skizzirt:»Die Schwäche, die Unordnungen, die Verlegen­heiten des Kaiserreiches, indem sie dasselbe den nationalen Exaltados in die Arme trieben, sie schufen den Krieg.« Der Schluss des Abschnitts be­schäftigt sich mit der Schrift des Herzogs von Gramont, die den Beweis zu führen sucht,»dass Preussen den Krieg gewollt habe, weil es ihn brauchte«. Ueber sie urtheilt Fontane:»Das Buch des Herzogs von Gramont mag Baga­tellen berichtigt und häusliche Streitpunkte(namentlich zwischen dem Her­zog und dem Grafen Benedetti) aufgeklärt oder zu allgemeiner Kenntniss gebracht haben, an dem Verdict der europäischen Jury hat es nichts zu än­dern vermocht.« Der zweite Abschnitt betitelt sich:»Bis zur Kriegserklärung« und be­spricht die parlamentarischen Vorgänge in Paris, Berlin und München, so­wie die Stimmung des deutschen und französischen Volkes. Mit kernigen Zügen wird die Einmüthigkeit geschildert, die alle deutschen Stämme in ih­rem Denken und Handeln beseelt, eine Einigkeit, vor der die Stimmen der wenigen Andersdenkenden theils ungehört verhallen, theils mit wohlver­dienter Verachtung behandelt werden. Weiter folgt die französische Kriegs­erklärung, sowie die Proklamation Napoleon´s an die Franzosen, zu deren gekünsteltem und geschraubtem Stil, ihren hochtönenden, nichtssagenden Phrasen die kurzen, edel und ruhig gehaltenen Manifeste König Wilhelms an ganz Deutschland, sowie an sein Volk einen ebenso scharfen wie erqui­ckenden Gegensatz bilden. In dem folgenden Abschnitte werden uns die beiderseitigen Heere vor­geführt und dann der Beweis geführt, wie wenig Marschall Leboeuf´s be­kannte Versicherung:»Nous sommes archiprêts!« beim Beginn des Krieges der Wahrheit entsprach, wie hingegen der schon im Frieden bis in die kleinsten Details ausgearbeitete, deutsche Mobilmachungsplan sich in all´ seinen Theilen bewährte, wie, gleich bei einem Uhrwerk die einzelnen Rä­der, so hier die einzelnen Befehle und Anordnungen ohne die geringste Störung ineinander griffen.[S. 57] Nach einer sehr interessanten Untersu­chung über die beiderseitigen Armeen, über die etwaige Superiorität der einen über die andere und die dafür anzuführenden Gründe zeigt uns der Schluss den Abschied der beiden Herrscher von ihrer Hauptstadt. Napole­on»benutzte die Gürtelbahn und, Paris im Halbkreise umfahrend, ohne Gruss, ohne dass ein einziges vive l´empereur! ihn begleitet hätte, zog er an die Grenze. Kein Auge wurde feucht. Er hat seine Hauptstadt nicht wieder­gesehn! Wie anders der Abschied König Wilhelms! Ein Vater schied von den Seinen. Mit dem schlichten Wagen des königlichen Feldherrn zog das Herz des Landes; die patriotische Stimmung der Berliner Männer und Frauen, die hier standen, weinten und jubelten, war im Einklang mit dem allgemeinen Gefühl.« Und weiter:»Als der König aus dem Wagen stieg und jetzt an die Rampe trat, um noch einmal winkend sein Volk zu grüssen,