106 Fontane Blätter 111 Dossier: Fontanes Der Krieg gegen Frankreich mit seinem patriotischen Unternehmen, welches den ursprünglichen Plan, was Umfang und Zeit des Erscheinens betrifft, weit überschritten hat und ein wenig posthum und monströs geworden, so wenig Glück, Geschick und Erfolg gehabt hat. Aber: quidquid agis, prudenter agas et respice finem! Des Generalstabswerkes unter 1 haben wir in der»Spenerschen Zeitung« schon öfter gedacht. Es ist kaum noch nöthig, etwas zu seinem Lobe zu sagen. Wer seine ganze Größe, Gerechtigkeit, Wahrheitsliebe, Unparteilichkeit erkennen will, der mag nur einen Band der napoleonischen Legenden daneben legen und es damit messen. Das soeben erschienene 5. Heft umfaßt die Ereignisse»vom Morgen des 15. August bis zum Vorabend der Schlacht von Gravelotte«, ist also vor allem der Schlacht von Vionville-Mars la Tour gewidmet. Der Wichtigkeit dieser Schlacht entspricht der beträchtliche Umfang des Heftes und die reiche Beigabe von Karten. Die Schlacht wird in zwei Hauptabschnitte getheilt, deren erster bis 3 Uhr Nachmittags, d.h. so lange das III. Armeecorps fast allein den Kampf führte, und deren 2. von da bis zum Abend reicht, während also das X. Armeecorps auf dem linken Flügel die Schlacht bis nach Mars la Tour hin erweiterte. Zwei große Pläne stellen dem entsprechend die Schlacht in den Momenten um 12 Uhr und um 7 Uhr Abends dar. Man darf sagen, daß dieselben mit dem Texte wetteifern in Uebersichtlichkeit und in dem erschütternden Eindruck von der Großartigkeit dieses ungleichen und mörderischen Kampfes. Nicht minder ist die Geschicklichkeit zu rühmen, mit welcher in der Darstellung der einzelnen Actionen zugleich ein Gesammtbild von verständlicher Klarheit und von dramatischer Gewalt geboten wird. Im Einzelnen fesseln namentlich die Reiterkämpfe der Brigade Bredow (S. 568 ff.), der Gardedragoner(S. 618 ff.) und der Brigade Barby(S. 622– 626),»des großartigsten Reiterkampfes des ganzen Krieges.« Der Verleger bemerkt: »Durch die Beifügung einer Uebersichtskarte über sämmtliche Gefechtsfelder bei Metz arbeitet dieses Heft der nun zu erwartenden Darstellung der Schlacht von Gravelotte bereits vor. – Aus Rücksicht auf den handlichen Gebrauch des ganzen Werkes schließt mit diesem Heft der erste Band, zu welchem die Verlagshandlung eine besonders für das Werk hergestellte, künstlerisch reich verzierte Einbanddecke gleichzeitig ausgegeben hat.« Während das Werk des Großen Generalstabs ein gewisses Quantum von militärischen Kenntnissen als vorhanden voraussetzt oder wenigstens fordert, daß der Leser sich solche bei und während der Lecture aneigne, wendet sich das Buch des namentlich durch seine»Wanderungen in der Mark« berühmt und beliebt gewordenen Theodor Fontane(3) einfach an jeden gebildeten und patriotischen Leser; und wir müssen gestehen, daß wir überhaupt, und namentlich auch Russel und die übrigen vielgepriesenen englischen Reporter nicht ausgenommen, kein Buch über den letzten
Heft
(2021) 111
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