Heft 
(2021) 111
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114 Fontane Blätter 111 Dossier: Fontanes Der Krieg gegen Frankreich 35. Anonym. In: Europa([Beilage]: Europa-Chronik),[August] 1875. 36. 74. In: Militair-Wochenblatt, 1. September 1875. 37. Anonym. In: Neue Preußische[Kreuz-]Zeitung, 17. Oktober 1875. Der Krieg gegen Frankreich 1870–71. Von Th. Fontane. II. Band: Der Krieg gegen die Republik. I. Halbband: In und vor Paris bis zum 24. December. Mit 44 Plänen in Holzschnitt. 1875. 27½ Bog. Lex. 8. Preis 7 50 M. Verlag der Königl. Geh. Ober-Hofbuchdruckerei(R. v. Decker) in Berlin. Der dritte Halbband des bedeutenden Werkes hat soeben die Presse ver­lassen und umfaßt die Kriegszeit vom Tage von Sedan bis zu Weihnachten, welches unsere deutsche Armee vor Paris feierte. Bei Gelegenheit der Be­sprechung des zweiten Halbbandes sind bereits auf das Wärmste die Vorzü­ge dieses populären Geschichtswerkes anerkannt. Diese Vorzüge wurzeln nicht allein in dem warmen Patriotismus, der die Feder des Verfassers in so durchweg objectiver Weise führte, sondern auch in dem ganz besonderen Talent des Erzählens, des glücklichen Zusammenstellens und Aneinander­reihens gleichzeitiger Begebenheiten, vor Allem aber in der Sichtung des gewaltigen Stoffes. Dem Buche merkt man neben diesen Vorzügen die große Liebe des Verfassers an, mit welcher er sich an die kolossale Arbeit machte. Welch ein Material war da aufzusuchen, zu prüfen, chronologisch zu ordnen und so zu gruppiren, daß der Leser den Hauptfaden der großen Begebenhei­ten nicht verlor. Und dann, welches Talent gehörte dazu, mit der Anschau­lichkeit immer zugleich das Interessante der Erzählung zu verbinden, da­durch das Trockene und Langweilige einer nüchternen Aufzählung von Thatsachen zu meiden! Das Buch ist dabei in einem allgemein verständli­chen Ton geschrieben, so daß es unwillkürlich fesselt. Von besonderem In­teresse wird dem Leser der erste Abschnitt sein, welcher bis Seite 52 die Vorgänge in Paris vom 1. bis 19. September schildert. Während wir in Ber­lin schon am Sonnabend, den 3. September 1870, den Ausgang der Schlacht bei Sedan wußten und sich unbeschreiblicher Jubel aller Gemüther be­mächtigte, erfuhren die Pariser erst am Sonntage darauf die unglückliche Wendung der Kriegswürfel. Die ausbrechende Umwälzung, die Flucht der Kaiserin und die bekannten scandalösen Vorgänge in der Deputirtenkam­mer sind lebendig beschrieben und namentlich hat das bekannte Buch von Sarcey:»Paris während der Belagerung« dem Verfasser ein reiches Materi­al über die Zustände der Weltstadt während dieser Zeit an die Hand gege­ben. Einzelne theils humoristische, theils ernste Züge illustriren in diesem Abschnitt die Stimmung des Volkes, die furchtbaren, fieberhaften Anstren­gungen, welche gemacht wurden, um Einheit und Zucht in das Chaos zu