166 Fontane Blätter 111 Dossier: Fontanes Der Krieg gegen Frankreich 8) Die preußische Militärführung übte eine rigide Pressezensur aus. Wäh­rend es in deutschen Städten zur Beschlagnahmung von Zeitungen kam, wurden Korrespondenten deutscher Zeitungen wegen kritischer Berichter­stattung aus den besetzten Gebieten ausgewiesen. Betroffen war davon bei­spielsweise der im Verdacht demokratischer Gesinnungen stehende Publi­zist Hermann Voget, der im Dezember 1870 in Ungnade fiel und in seine Heimat zurückkehren musste. Nach Protesten der Frankfurter Zeitung ge­gen die Ausweisung des Journalisten wurde die Auslieferung des Blattes unterbunden. 8 9) Das Kaiserreich war eine Kriegsgeburt; seine Defizite an Freiheit und Demokratie sind nicht unabhängig davon zu betrachten. Der Krieg sei die verhängnisvollste Hinterlassenschaft des Kaiserreichs an die nächste Gene­ration gewesen, schreibt die amerikanische Historikerin Margaret Lavinia Anderson – ein Urteil, das nicht nur den Krieg 1914 betrifft. 9 Diesen Zusam­menhang gilt es – auch mit Blick auf aktuelle geschichtspolitische Tendenzen – herauszuarbeiten. 10) Neuere Editionen zeigen, welchen Erkenntniswert eine Vorgehens­weise haben kann, die auf Quellenbasis Koinzidenzen sichtbar macht. 10 Im vorliegenden Fall könnte das z.B. bedeuten, zeitgenau zu den geschilderten Schlachtverläufen mit Hilfe des reichlich vorhandenen historischen Materi­als Sterbeszenen, Kriegsverbrechen und die Not der Zivilbevölkerung zu dokumentieren. An dieser Stelle breche ich ab, um auf einen luziden, aber vorschnell übergangenen Beitrag zu verweisen. Im Bewusstsein eigener Erfahrungen an der Ostfront resümiert Dieter Bänsch: Die Kriegsbücher[Fontanes] sind nicht, wie geurteilt worden ist, ein Ne­benwerk, das dem anderen nichts Wesentliches hinzufügt. Sie sind ein Hauptwerk, dem keine größere Ehrung zuteil werden kann, als daß es dem Leser fremd bleibt und wir es uns immer noch fremder machen, uns von ihm entfernen, auch mit Hilfe der Lichtblicke, die es enthält. 11 Dem ist nichts hinzuzufügen.