Vom Ausbau des Digitalen Archivs Trilcke/ Busch/ Seifert 177 knüpfung und Anreicherung von Kulturdaten zu Fontane vor, wie ihn das Fontane-Archiv im Möglichkeitsraum des Digitalen in den kommenden Jahren schrittweise realisieren wird. Die beiden vor wenigen Wochen freigeschalteten Dienste – die Fontane Briefdatenbank und die Fontane Chronik digital – stellen zentrale Erweiterungsbauten unseres digitalen Archivs dar. Beide digitalen Dienste seien an dieser Stelle kurz vorgestellt. 3. Fontane Briefdatenbank Theodor Fontane gilt als einer der großen Epistolographen des 19. Jahrhunderts, seine postalische Korrespondenz wurde von der Fontaneforschung früh schon als intellektuell wie stilistisch bedeutender Werkteil betrachtet. Über ihren poetologischen und biographischen Quellencharakter für die Literaturgeschichte des Realismus hinaus sind die ›Briefe‹(und vergleichbare postalische Korrespondenzobjekte, die im Folgenden jeweils mitgemeint sind) bedeutsame Zeugnisse eines auktorialen Agierens in lokal verdichteten, zugleich national wie international verzweigten Netzwerken. Als meinungs- und urteilsstarke Äußerungen eines ebenso vielfältig interessierten wie informierten Zeitgenossen und seiner zahlreichen Korrespondenzpartner aus dem kulturellen und politischen Leben Preußens und des Kaiserreichs haben die Briefe darüber hinaus einen Wert als kulturgeschichtliche Dokumente der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bereits bald nach Fontanes Tod erschienen die ersten Briefausgaben. Auch die Verzeichnung der postalischen Korrespondenz hat eine lange Tradition, wobei die Aktivitäten des 1935 gegründeten Fontane-Archivs – und damit ebenso die von Friedrich Fontane übernommenen Verzeichnungsinstrumente – lange Zeit eine zentrale Rolle spielten. Als notwendige Vorarbeit einer Gesamtausgabe der Briefe Fontanes, die seit der frühen Nachkriegszeit als ein wesentliches Forschungsdesiderat begriffen und von der Wissenschaft immer wieder eingefordert wird, entstand seit Ende der 1970er Jahre als»Gemeinschaftsarbeit« 10 zahlreicher Forscherinnen und Forscher das erste umfassende, von Charlotte Jolles und Walter MüllerSeidel herausgegebene Verzeichnis der Briefe Fontanes. Es wurde 1988 im Hanser-Verlag publiziert und ist seither eines der wichtigsten Hilfsmittel der Fontaneforschung. Im Fontane-Archiv sind seither – aufbauend auf dem sogenannten ›Hanser Briefverzeichnis‹ ebenso wie den eigenen Verzeichnisinstrumenten sowie ergänzt durch Materialien aus Nachlässen und Editionsprojekten wie der GBA – zahlreiche Korrekturen und Ergänzungen gesammelt worden. Die systematische Beobachtung des aktuellen Auktionsmarktes sowie die im Zuge von Provenienzforschungen erfolgte Sichtung historischer Markt-
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(2021) 111
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