Heft 
(2021) 111
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Vom Ausbau des Digitalen Archivs  Trilcke/ Busch/ Seifert 177 knüpfung und Anreicherung von Kulturdaten zu Fontane vor, wie ihn das Fontane-Archiv im Möglichkeitsraum des Digitalen in den kommenden Jah­ren schrittweise realisieren wird. Die beiden vor wenigen Wochen freigeschalteten Dienste die Fontane Briefdatenbank und die Fontane Chronik digital stellen zentrale Erweite­rungsbauten unseres digitalen Archivs dar. Beide digitalen Dienste seien an dieser Stelle kurz vorgestellt. 3. Fontane Briefdatenbank Theodor Fontane gilt als einer der großen Epistolographen des 19. Jahr­hunderts, seine postalische Korrespondenz wurde von der Fontanefor­schung früh schon als intellektuell wie stilistisch bedeutender Werkteil be­trachtet. Über ihren poetologischen und biographischen Quellencharakter für die Literaturgeschichte des Realismus hinaus sind die ›Briefe‹(und ver­gleichbare postalische Korrespondenzobjekte, die im Folgenden jeweils mitgemeint sind) bedeutsame Zeugnisse eines auktorialen Agierens in lokal verdichteten, zugleich national wie international verzweigten Netzwerken. Als meinungs- und urteilsstarke Äußerungen eines ebenso vielfältig inter­essierten wie informierten Zeitgenossen und seiner zahlreichen Korres­pondenzpartner aus dem kulturellen und politischen Leben Preußens und des Kaiserreichs haben die Briefe darüber hinaus einen Wert als kulturge­schichtliche Dokumente der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bereits bald nach Fontanes Tod erschienen die ersten Briefausgaben. Auch die Verzeichnung der postalischen Korrespondenz hat eine lange Tra­dition, wobei die Aktivitäten des 1935 gegründeten Fontane-Archivs und damit ebenso die von Friedrich Fontane übernommenen Verzeichnungsin­strumente lange Zeit eine zentrale Rolle spielten. Als notwendige Vorar­beit einer Gesamtausgabe der Briefe Fontanes, die seit der frühen Nach­kriegszeit als ein wesentliches Forschungsdesiderat begriffen und von der Wissenschaft immer wieder eingefordert wird, entstand seit Ende der 1970er Jahre als»Gemeinschaftsarbeit« 10 zahlreicher Forscherinnen und Forscher das erste umfassende, von Charlotte Jolles und Walter Müller­Seidel herausgegebene Verzeichnis der Briefe Fontanes. Es wurde 1988 im Hanser-Verlag publiziert und ist seither eines der wichtigsten Hilfsmittel der Fontaneforschung. Im Fontane-Archiv sind seither aufbauend auf dem sogenannten ›Han­ser Briefverzeichnis‹ ebenso wie den eigenen Verzeichnisinstrumenten so­wie ergänzt durch Materialien aus Nachlässen und Editionsprojekten wie der GBA zahlreiche Korrekturen und Ergänzungen gesammelt worden. Die systematische Beobachtung des aktuellen Auktionsmarktes sowie die im Zuge von Provenienzforschungen erfolgte Sichtung historischer Markt-