Heft 
(2021) 111
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180 Fontane Blätter 111 Labor Seit Ende 2019 wurde die Transformation der Fontane Chronik in einen di­gitalen Dienst im Fontane-Archiv vorbereitet; 2020 konnte sie dann in ei­nem Projekt, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien(BKM), umgesetzt werden. Dabei stand einerseits die technisch-anspruchsvolle ›Datafizierung‹ der Druckausgabe im Vorder­grund, mithin die Überführung des gedruckten Textes in eine strukturier­te Datenbank, mit der die Grundlage für eine Webpräsentation sowie für die zukünftige redaktionelle Bearbeitung der Chronik- Daten gelegt wurde. Andererseits ging es uns in diesem Projekt um die digitale Umsetzung der Idee der Chronik, wie sie von Berbig im Zuge der Erarbeitung der Druckaus­gabe entwickelt wurde eine Idee, die aus unserer Sicht wesentlich in der Operationslogik der Chronik als Datenaggregator besteht. Um diese Idee zu digitalisieren, also bei der Entwicklung der Architektur unseres digitalen Dienstes aufzugreifen, haben wir die Fontane Chronik digital infrastruktu­rell so aufgebaut, dass zukünftig weitere, auch externe Datenbestände in sie eingespeist werden können. Bei einem Datenbestand ist dieses digitale Kon­zept der Chronik bereits umgesetzt worden. Ein wesentlicher Bestandteil der Chronik ist der Nachweis der Briefe u.a. von Fontane. Es lag also nahe, die Datenbestände der Chronik und der Briefdatenbank miteinander zu ver­binden, sodass Aktualisierungen in der Briefdatenbank automatisch an die Fontane Chronik digital weitergegeben werden, ein Mechanismus, den wir in Zukunft für weitere Datensammlungen übernehmen möchten. Auch Ver­knüpfungen mit Editionen, etwa der Edition der Notizbücher oder einer wei­terhin als größtes Desiderat der Fontaneforschung geltenden Gesamtediti­on der Briefe sind denkbar und technisch bereits berücksichtigt. Vorerst umfasst die Fontane Chronik digital bis auf einige erste Korrek­turen in erster Linie den reichen Datenbestand der gedruckten Theodor Fontane Chronik. Dabei ermöglicht die ›Datafizierung‹ der auf über 3.500 Druckseiten präsentierten Informationen zu Fontane nicht zuletzt, eine rein quantitative Vorstellung von den Dimensionen des von Berbig realisierten chronikalen Projekts zu gewinnen, das nun seine Fortsetzung unter den Be­dingungen des digitalen Zeitalters findet. So umfasst die nunmehr datafi­zierte Fontane Chronik digital insgesamt 21.163 Datumsansetzungen, davon 20.564 Tages-, 519 Monats- und 80 Jahresansetzungen. Wie in der gedruck­ten Chronik lassen sich diese Datumsansetzungen im digitalen Dienst je­weils in der Art eines Kalenderblatts betrachten: Wollte man jedes dieser Kalenderblätter auch nur zehn Sekunden überfliegen, so wäre man bereits über 58 Stunden mit dem reinen Durchblättern der Chronik digital beschäf­tigt. Anders als in der gedruckten Chronik bietet das digital-interaktive Me­dium die Möglichkeit unterschiedlicher Präsentationsformen: So haben wir in der ersten, nun abgeschlossenen Entwicklungsphase eine Präsenta­tionsweise implementiert, die eine monatsbasierte Kalenderansicht bietet