»Von Zwanzig bis Dreißig« Briese 187 männer mittlerweile Respektspersonen waren): Fritz Esselbach ist eigentlich Fritz Johann Ernst Eltester(S. 24 ff., 69 ff.); Egbert Hanisch ist Friedrich Wilhelm Bossart(S. 60 ff.), und»Schulrat Methfessel« ist Karl Bormann (S. 257 ff.). Weiterhin werden – u.a. auch mit Einbezug von Nachlassmaterialien verschiedener Institutionen – bestimmte Erinnerungsungenauigkeiten hinterfragt, aber auch bestimmte Fiktionalisierungen Fontanes. Erwähnt sei hier nur die Causa der Berliner»Sieben Weisen aus dem Hippelschen Keller« Mitte der 1840er Jahre(S. 34). Wie der Kommentar hervorhebt, hat man es hier mit einer mehrfachen Bagatellisierung zu tun: Denn es handelt sich hier nicht nur um sieben Personen und schon gar nicht um Weise(wie mit Bezug auf antike Überlieferungen ironisch nahegelegt wird), sondern um den ebenso bohemehaft wie religionskritisch und politisch subversiven Kreis von jung- und linkshegelianischen Intellektuellen unter dem selbstgewählten Titel»Die Freien«(zu dem übrigens auch Frauen gehörten, S. 558 f.). Und diese»Weisen« verbrachten ihre Freizeit in den vierziger Jahren nicht nur in Keller- und Weinschenken. Sie verlebten sie – wie die von Fontane ausdrücklich genannten Edgar Bauer und Ludwig Buhl – aus politischen Gründen u.a. auch hinter Festungsmauern. Eine editorische Kommentierung umschließt natürlich keineswegs nur Stellenkommentare, sondern auch Ausführungen zur Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte, Rezeption, Fassungsüberlieferung, Variantenverzeichnis usw. Auch hier wurde intensiv und tief geschürft, so intensiv, dass für die Publikation des Stellenkommentars die sehr unübliche und sicher zu hinterfragende Entscheidung einer Hybridisierung getroffen wurde. Denn die Druckfassung enthält einen Stellenkommentar von lediglich ca. 330 Seiten. Die offenbar von Verlagsseite als zu umfangreich befundenen und dort fehlenden Passagen dieses Kommentars mit ausführlicheren weiteren Informationen finden sich hingegen auf der Webpage der Herausgeberinstitution(https://www.uni-goettingen.de/de/490500.html). Es würde zu weit führen, hier Details der Entstehungs-, Veröffentlichungs- und Rezeptionsgeschichte des Fontane-Texts nachzuzeichnen. Deshalb ist auf einen Band hinzuweisen, der, jüngst erschienen, die Ergebnisse einer Tagung präsentiert, die im Zug der Neuausgabe der Autobiographie veranstaltet wurde. In ihrer Einleitung hebt die Herausgeberin hervor, dass Von Zwanzig bis Dreißig bislang fast nur als Quellenfundus verwertet wurde, nur selten die»Zuverlässigkeit« der Schilderung befragt und noch weniger nach der Eigenheit der literarischen Gattung Autobiographie gefragt wurde(S. 13). Diesem Anliegen verschreibt sich der Sammelband, und es liegt, bis auf die knappe und uninspiriert wirkende Einleitung, die sich fast nur darauf beschränkt, die Beiträge des Bandes vorab zu referieren(S. 7–14), eine produktive Veröffentlichung vor. Jana Kittelmann stellt Fontanes Publikation in gattungsgeschichtliche Kontexte, zeigt, dass sie, nach einer Phase der Autobiographieschwemme, in
Heft
(2021) 111
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten