Heft 
(2021) 112
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Hilferuf an einen Zahntechniker  Möller 17 verbunden waren, sind wir leider nicht informiert. Das Haushaltsbuch aus dem Jahr 1888 ist verschollen. Auch welche Gesellschaft es am Abend zu be­stehen galt, ließ sich nicht klären. Offenbar half der Zahntechniker und schuf Ersatz, wenn vielleicht auch nicht sofort. Am 6. Juni schrieb ihm Fontane jedenfalls einen weiteren Brief, in dem er sich sehr zufrieden über die neue Prothese zeigte und die alte mit einer gewissen Befriedigung der Vernichtung preisgab. Sehr geehrter Herr Lahayn. Alles sitzt zu meiner Freude so gut, daß ich Sie bitte die Suersensche Leis­tung, die ich reparaturbedürftig in Ihren Händen ließ, ganz bei Seite zu thun; ich brauche sie nicht und ihre Zeit kann auch nicht wieder kommen. Ich schreibe Ihnen dies, damit das Wrack nicht nutzlos herumliegt und blos Platz wegnimmt. In vorzüglicher Ergebenheit B[erlin]. 6.VI.88. Th. Fontane 2 Auch diesen Brief hat Friedrich Fontane abgeschrieben. Mit Rotstift ver­merkte er auf der Abschrift:»nur biographisch zu verwenden«. Weshalb sich Fontane 1888 mit der Bitte um eilige Reparatur nicht an den Arzt wandte, der die Prothese angefertigt hat, ist nur zu vermuten. Of­fenbar wechselte Fontane in seiner Not den Zahntechniker. Die ältere, 1888 nicht mehr reparable Prothese stammte wahrscheinlich von Dr. Carl Süer­sen, dessen Praxisadresse Unter den Linden 30 war, und vermutlich nicht von dessen Vater Dr. Wilhelm Süersen, der mit dem Patent Königlicher Hof­zahnarzt seine Praxis Unter den Linden 62–63 betrieb. 1881 vermerkte Fon­tane in seinem Tagebuch wiederholt Besuche bei Dr. Süersen(Einträge vom 17. März, 5. April, 14. April), unterm 17. März mit abgekürzt angegebenem Vornamen»Dr. C. Süersen«. Zahnprothesen trug Fontane damals schon sehr lange. Bereits am 25. Ja­nuar 1859 schrieb er seiner Frau:»2 mal zu Wahlländer, etwas schmerzhafte Operation, neues Gebiß das drückt und wehthut«. 3 Bereits in seinen Kinder­jahren hat sich Fontane einen Zahn beim Sturz von einer Kastanie abgebro­chen, der dann gezogen werden musste. Seine häufigen Klagen und seine sonnigen Aphorismen über Zahnschmerzen haben also einen ganz konkre­ten Erfahrungshintergrund. Fontane wusste, dass Zahnweh rasend machen kann. 4 Eine eindrucksvolle Schilderung von Zahnschmerzen findet sich im 9. Kapitel von Mathilde Möhring. Von seinen Plaudereien mit dem Kutscher Moll, dem berühmtesten Original seiner Wanderungen, war für Fontane ein