Fontane im Felde Becker 23 Gallenga auch einen Korrespondenten ins dänische Lager geschickt hatte. 5 Für eine deutsche Zeitung, die Hamburger Nachrichten, berichtete Heinrich Mahler. Als Bildberichterstatter, oder, in zeitgenössischer Formulierung: als ›Specialartist‹, befand sich Otto Günther, dessen Grafiken in der Familienzeitschrift Ueber Land und Meer veröffentlicht wurden, in Broacker. 2. Kriegsberichterstattung im 19. Jahrhundert Bekanntlich hat Fontane selbst von der Arbeit eines ›Specialartisten‹ profitiert: Nicht nur sein Buch über den Feldzug von 1864, auch das folgende Werk über den Deutschen Krieg von 1866 war mit einer Vielzahl von Illustrationen geschmückt, die von der Feder des Berliner Künstlers Ludwig Burger stammten, den Fontane aus dem literarischen Verein Tunnel über der Spree kannte. Im Anhang von Band 1 der Darstellung der Ereignisse von 1866 ist ein kurzer Text von Burger abgedruckt, in dem dieser von seiner Arbeit berichtet: Er sei den preußischen Truppen auf den Kriegsschauplatz gefolgt und bei der Entscheidungsschlacht von Königgrätz sogar Augenzeuge gewesen; 1867 und 1868 habe er weitere Reisen für Terrainstudien unternommen; für die Porträts gefallener Offiziere habe er Fotografien benutzt. 6 Diese wenigen Informationen werfen schon wichtige Schlaglichter auf die Gepflogenheiten der Kriegsberichterstattung und-darstellung in den 1860er- und 1870er-Jahren, also jenen beiden Jahrzehnten, in denen sich auch Fontane auf diesem Gebiet betätigte. Vor allem zwei Beobachtungen drängen sich auf: Erstens hatten offenbar Zivilisten eine wichtige Rolle inne; und zweitens folgten diese dem Gebot, möglichst nahe an das Geschehen heranzukommen, ja sogar zu Augenzeugen der militärischen Ereignisse zu werden. 2.1 Zivilisten in Gefechtsräumen Der erstgenannte Punkt mag aus der Perspektive der Gegenwart unspektakulär erscheinen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass Kriege von Reportern beobachtet werden, die nicht selbst Uniform tragen und nicht selbst Teil der Streitkräfte sind – auch wenn letztere immer wieder versuchen, auf die gesamte Kriegsberichterstattung steuernden Einfluss zu nehmen, wie zuletzt die Golfkriege in aller Drastik demonstriert haben. Blickt man jedoch aus der Warte der Kriege des 18. und frühen 19. Jahrhunderts auf die militärischen Konflikte seit 1853, als der Krimkrieg begann, so wird eine geradezu revolutionäre Veränderung sichtbar. Traditionell war es das Militär selbst, das von seinen Feldzügen berichtete; seit es Zeitungen gab, also
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(2021) 112
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