Dichterleben im Biedermeier Muhs 69 Jolles überlieferten Liste, wann immer sie auch angelegt worden sein mag, hat der Dichter nämlich mit Bleistift noch eine Reihe von Zusätzen und Bemerkung en nachg etragen, mutmaßlich im Frühjahr 1884 während der Ausarbeitung seines Manuskripts. Sie werden im folgenden kursiv wiedergegeben und sind geeignet, das in den Aufzeichnungen der frühen 1860er-Jahre festgehaltene Bild erheblich einzutrüben: 1. Franz v. Gaudy. 2. v. Sallet. 3. v. Puttkamer. 4. Ferrand. Versoffen. 5. Minding. Vergiftet. Dr. Vetter.(des letztren Namen nicht nennen) 6. Arthur Müller. Verkommen. 7. Dr. A. Bernstein.(Rebenstein) 8. Friedrich Adami. 9. Hermann Maron. Erschossen. 10. Dr. Koßarski’s. 11. Dr. Zitelmann. 12. F. Brunold. 13. Hagendorff. 14. H. Marggraff. Halb-/versoffen. Wilh. Müller. Auch so was. Burghart. Erschossen oder verhungert Inwieweit diese Bewertungen 1884 in den verschollenen Text eingegangen sind, muss offenbleiben. Über seinen Inhalt ist nichts weiter bekannt als die Beschreibung im Auktionskatalog der Firma Meyer& Ernst aus dem Jahre 1933:»Eigh. Manuskript. Aufsatz. 42 Seiten. Folio. Mit Notizen, kurzen Charakteristiken und Auszügen aus namentlich Brunold’s Werk. Auch einige interessante Originalbriefe darunter.« 14 Friedrich Brunold(Pseudonym für August Ferdinand Meyer) war Mitte der 1830er-Jahre neben Ferrand die treibende Kraft des Dichterkreises um den Berliner Figaro gewesen und sollte später sein Historiker werden. In der Gartenlaube und anderen Zeitschriften hat er verschiedentlich einzelne Mitglieder porträtiert und diese Beiträge, erweitert um einige seiner eigenen Novelletten, 1875 als Literarische Erinnerungen in zwei Bänden gesammelt. 15 Auf dieses Werk bezieht sich der eben zitierte Eintrag des Auktionskatalogs. 16 Ob auch noch persönliche Kontakte zu Brunold bestanden, als Fontane 1884 seinen»Figaro«-Aufsatz niederschrieb, ist ungewiss. 17 Zwanzig Jahre früher, während der Arbeit an den Wanderungen, hatte er aber verschiedentlich mit dem mittlerweile im nordbrandenburgischen Joachimsthal als Lehrer tätigen Dichterkollegen und Heimatforscher korrespondiert. In das Kapitel Prenden über den Feldmarschall Otto Christoph
Heft
(2021) 112
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