70 Fontane Blätter 112 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Sparr ist 1861 ein Aufsatz Brunolds eingegangen, den der Verfasser ihm zugeschickt hatte. 18 Zwei weitere Briefe, vom 30. Oktober 1863 bzw. 21. April 1864 datierend, gehören zu den Kriegsverlusten des Fontane-Archivs. 19 Möglich ist ferner, dass Fontane später ein gutes Wort bei der Schillerstiftung eingelegt hat, so dass Brunold 1872 eine Beihilfe erhielt und von 1875 bis zu seinem Tode 1894 eine jährliche Pension. 20 Ob sich der Dichter darüber hinaus, wie gelegentlich zu lesen ist, auch an der Sammlung für das erst 1899 eingeweihte Brunold-Denkmal in Joachimst hal beteiligt hat, muss offenbleiben. Warum die Studie über»Die Poeten des Berliner Figaro« 1884 liegen geblieben ist, lässt sich mit Sicherheit nicht beantworten. Möglicherweise war, was im Auktionskatalog von 1933 als»Aufsatz« angeboten wurde, auch gar kein druckfertiges Manuskript, sondern eine aus Materialsammlung und Textfragmenten bestehende Vorarbeit, die überdies nicht zu einer separaten Publikation führen, sondern als Kapitel in ein größeres Werk eingehen sollte. Darauf deutet jedenfalls eine»Eintheilung zu dem Buche ›Aus dem liter. Leben Berlins von 1820 bis 70‹«, die im Fontane-Nachlassbestand der Berliner Staatsbibliothek überliefert ist. 21 Vorgesehen waren folgende fünf Abschnitte: 1. Das alte Berlin 1820 – 30. 2. Der Beobachter an der Spree anno 30. zur Zeit der Julirevolution. 3. Die Poeten des Figaro. 30 – 40. oder das liter. Berlin i. d. Stagnations zeit von 30 – 40. 4. Scherenberg 40 – 60 oder das liter. Leben in der Übergangszeit von 40 – 60. 5. George Hesekiel 60 – 70. Auf den Blättern 2 bis 4 des Konvoluts St 49 finden sich kursorische Notizen zu den beiden ersten Abschnitten, während es auf Blatt 5 lediglich heißt: »3. Kapitel. Die Poeten vom Berliner Figaro. 1830 bis 40.« Auch Blatt 6 enthält nur eine Überschrift, nämlich»4. Kapitel Scherenberg 1840 bis 60.« Die Abhandlung über den Schlachtendichter Christian Friedrich Scherenberg, an der Fontane Anfang 1884 parallell zu seinem»Figaro«-Kapitel gearbeitet hat, sollte sich schließlich zu Buchlänge auswachsen und ist, nach einem fortsetzungsweisen Vorabdruck in der Vossischen Zeitung, noch Ende des gleichen Jahres selbständig im Druck erschienen. Seinen»Herzenswunsch[…] der Scherenberg-Biographie eine HesekielBiographie folgen zu lassen«, wie sie schon in der zitierten Gliederung an fünfter Stelle vorgesehen war, entschloss sich Fontane allerdings aufzugeben, nachdem ihm von dritter Seite zugetragen worden war,»wie die von mir verehrte und geliebte Familie Hesekiel durch ein paar Bemerkungen in meinem Scherenberg-Aufsatze verletzt und betrübt worden sei«. 22 Was er dem Publikum über den reaktionären Journalisten und seriellen Romanautor des weiteren an Gedanken und Erinner ungen mitteilen wollte, blieb
Heft
(2021) 112
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