Heft 
(2021) 112
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84 Fontane Blätter 112 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Sehr einfallsreich war die Antwort nicht; sie fiel auch im Fall der Stolper Sammlung eher schlicht aus:»Was Preußen ist, ist es durch seine Fürsten geworden, welche in treuer Hingebung an das Wohl des Vaterlandes mit kräftigem Geiste ihrer Zeit den Stempel ihrer geistigen Eigenthümlichkeit aufzudrücken und die Männer in ihre Bahn zu ziehen wußten, welche sich als würdig erwiesen, die Diener und Helfer solcher Fürsten zu sein.« 24 Charaktere aus eigenem Recht konnte es da schwerlich geben, aber kaum jemand wird daran Zweifel hegen, dass ebendies Fontanes Preußische Feld­herrn waren, zumal Der alte Dessauer, Seidlitz und Der alte Ziethen, wie sie in teils leicht veränderter Schreibung in dieser Sammlung paradierten. 25 Hinzu kam noch Schill aus den Männern und Helden von 1850. 26 Eine Über­raschung stellt das zweite Ziethen-Gedicht dar, das eine Fälschung oder et­was milder ausgedrückt: ein ›ausgeschnittenes‹ Ziethen-Gedicht war. Drei Strophen aus Fontanes An den Märzminister Graf Schwerin-Putzar macht­en ein neues Gedicht. Der forsche Ton dient hier einem löblichen Zweck: ­»Ziethen« wird auf fromm frisiert, indem er sich gegenüber Friedrichs ­Sottise als ›Glaubensheld‹ profiliert. 27 61. Ziethen an des Königs Tisch Der Z i e t h e n ja, beim Fürsten Zu Tafel, saß er gern; Einst aber andres Dürsten Trieb ihn zum Tisch des Herrn; Erst als er da genossen Von Christi heilgem Mahl, Ernst noch und abgeschlossen, Trat er in Schloß und Saal. Der König sieht den Degen Und wie so fromm er schaut; Da ruft er ihm entgegen: »He, Z i e t h e n, schon verdaut?!« Der hört es; unter Blitzen Starrt er den König an, Da selbst das Aug des F r i t z e n Nicht Stich ihm halten kann. Dann laut:»Für Euch, in Nächten, Geblutet hab ich gern, Nun will ich auchmal fechten Für Christum, meinen Herrn!«