92 Fontane Blätter 112 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Die Erscheinungsdaten von Theodor Fontanes Büchern im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel von 1849 bis 1898 Wolfgang Rasch Eine offene Frage der Fontane-Bibliographie Fontane hat zwischen 1849 und 1898 knapp über 40 Werke veröffentlicht, inklusive der von ihm herausgegebenen, bearbeiteten oder mit einer Einleitung versehenen Ausgaben. Rechnet man alle separat ausgegebenen Bände, Teilbände, Folgeauflagen, Titelausgaben und Titelauflagen zusammen, so kommt man bis Ende 1898 auf die stattliche Zahl von 140 Einzeltiteln. 1 Jeder dieser Bände hat ein Erscheinungsdatum, das sich nicht unbedingt auf den Tag genau festlegen lässt, zumal die Auslieferung stets einen längeren Zeitraum in Anspruch nahm. Aber diese Datierung sollte doch zumindest annähernd präzis, wenigstens auf die Zeitspanne eines Monats angesetzt werden können. Für die biographische, werkbezogene, entstehungs- und wirkungsgeschichtliche Forschung ist eine möglichst fest umrissene Datierung von großer Bedeutung. Das gilt nicht nur für die Erstausgaben, sondern auch für alle zeitgenössischen Folgeauflagen: In welchem zeitlichen Abstand kamen diese nach? Wichtig sind schließlich auch präzise Zeitangaben bei Verlagswechseln und den daraus resultierenden Titelausgaben: Wann wurden Verlagsrecht und Auflagenrest eines Werkes vom ursprünglichen Verlag an einen zweiten verkauft? Wann wurden diese Bestände, lediglich mit neuem Titelblatt und geändertem Impressum versehen, als Titelausgabe auf den Markt gebracht? In Fontanes Fall ist es immerhin acht Mal zu solchen Verlagswechseln gekommen. Fragestellungen dieser Art sind auch für eine Personalbibliographie relevant. Wenn mehrere Titel in einem Jahr herauskommen, kann die chronologisch korrekte Reihenfolge nur durch die Ermittlung exakter Erscheinungsdaten fixiert werden. Zudem ergibt sich für den Bibliographen immer wieder das Problem von ›Vordatierungen‹. Bücher erschienen oft nicht in jenem Jahr, das auf dem Titelblatt ausgedruckt ist, sondern früher. Ein weit verbreiteter Usus im Buchhandel, um Titel, die gegen Ende eines Jahres herauskamen, nicht vorzeitig ›altern‹ zu lassen. Bei der Titelaufnahme ist der
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(2021) 112
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