Heft 
(2021) 112
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Fontanes Bücher im Börsenblatt Rasch 93 Bibliograph ebenso wie der Bibliothekar durch Regelkonventionen streng an das ausgedruckte Jahr des Titelblatts gebunden. Mitunter sorgt das aber innerhalb einer Bibliographie für Verwirrung. Es kann vorkommen, dass ein Roman mit dem ›offiziellen‹ Erscheinungsjahr 1880 auf dem Titelblatt schon im Herbst 1879 in öffentlichen Blättern Besprechungen erfährt. Um solche irritierenden Anachronismen in einem bibliographischen Gesamt­bild zu vermeiden, wäre in einer Annotation zur Titelaufnahme auf das ge­naue, mitunter von der Jahreszahl des Titelblatts abweichende Erschei­nungsdatum aufmerksam zu machen. Diese Datierungsfragen zeitgenössischer Bücher Fontanes wurden bei der Planung und beginnenden Ausarbeitung der Theodor Fontane Biblio­graphie 1999/2000 nicht hinreichend berücksichtigt. Fontanes Werkbiogra­phie schien bis in die kleinsten Nuancen hervorragend erschlossen, die Gene­sis seiner Werke von ersten Entwürfen, der Niederschrift, der Druck­legung bis zur Auslieferung als Buch erschöpfend erforscht und genau do­kumentiert, die korrekte chronologische Reihenfolge der Bücher längst ausgemacht. Angesichts der hohen Zahl aufzunehmender Titel wurde da­her diese Fragestellung zur Seite gelegt, zumal von der gleichzeitig entste­henden Theodor Fontane Chronik zuverlässige, detaillierte, erhellende Aus­kunft zur Werk- und Druckgeschichte zu erwarten war. Die Chronik trug sorgfältig zusammen, was ihr die Forschungsliteratur, die Erläuterungen großer Fontane-Editionen oder autobiographische Quel­len(Tagebücher, Briefe) an Ergebnissen lieferte. Damit konnte ein beträcht­licher Grundbestand genauerer Erscheinungsdaten von Büchern Fontanes festgehalten werden. Es blieben jedoch Lücken, Fragefälle, Irritationen. De­tailinformationen aus Forschung und Quellenwerken konnten nicht immer kritisch geprüft werden, sodass vereinzelt Irrtümer oder Missverständnisse der Forschungsliteratur fortgeschrieben wurden. Hinweise, die sich aus biographischen Kontexten Briefen, Tagebuchaufzeichnungen etwa erge­ben, können bisweilen zu Fehlschlüssen verleiten: So lässt sich aus der Mit­teilung eines Verlegers an den Autor, die Buchauflage läge fertig gedruckt vor, nicht sicher schließen, dass sie auch zeitnah ausgeliefert wird. Der Emp­fang von Freiexemplaren bedeutet nicht, dass der Band erschienen ist, son­dern lediglich, dass die Bücher gedruckt sind. Nicht einmal das Erschei­nungsdatum einer ersten Rezension gibt absolute Gewissheit, denn der Autor könnte von seinen Freiexemplaren Gebrauch gemacht und Rezensen­ten damit schon vor Auslieferung des Werkes bedient haben. In all diesen Fällen sind Zweifel angebracht. Alles in allem hätte eine systematische Su­che nach den Erscheinungsdaten von Fontanes Büchern auch für die Theo­dor Fontane Chronik ein zeitraubendes ›Projekt im Projekt‹ bedeutet und ließ sich nicht realisieren. Als primäre Quelle für eine methodisch gesicherte Recherche nach Er­scheinungsdaten von Büchern kam nur das Börsenblatt für den Deutschen