Heft 
(2021) 112
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94 Fontane Blätter 112 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Buchhandel in Frage. Um konsequent nach genauen oder doch vergleichs­weise verbindlichen Veröffentlichungsterminen zu fahnden, hätte die ­ Bibliographie schon zu Beginn der Projektphase 1999 oder die Chronik ­etwas später in mühsamer Kleinarbeit fünfzig Jahrgänge des Börsenblatts durchsehen müssen. Dieses Periodikum informierte seinerzeit ausgespro­chen schnell(es erschien seit 1867 täglich) und zuverlässig über die Novi­täten des Buchhandels. Es existierten im Laufe des 19. Jahrhunderts neben Messkatalogen auch wöchentlich, monatlich, halbjährlich herauskommen­de Verzeichnisse deutschsprachiger Neuerscheinungen bis hin zu den gro­ßen, jeweils mehrere Jahre umfassenden Bücher-Lexika von Heinsius, ­Kayser oder Hinrichs. In Punkto Aktualität erreichten diese das Börsen­blatt nicht. Das Börsenblatt ersetzte im 19. Jahrhundert jene periodischen Nationalbibliographien, die erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Deutsche Bücherei in Leipzig und später durch die Deutsche Bibliothek in Frankfurt am Main geschaffen wurden, laufend Neuerscheinungen ver­zeichneten und durch Bezug von Pflichtexemplaren Vollständigkeit garan­tierten. Das Börsenblatt Das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige wurde als Fachorgan für Buchhändler, Verleger und alle am Buchhandel beteiligten Branchen, Institutionen und Organisationen 1834 vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig ins Leben ge­rufen. Im Unterschied zu früheren und parallel erscheinenden Buchhändler­zeitschriften trat das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel bei seiner Gründung »im Gesammtinteresse des deutschen Buchhandels« am Zentralort Leip­zig auf. Dieser Anspruch sicherte dem Organ des 1825 gegründeten Bör­senvereins seine Kontinuität bis in die Gegenwart. Als Vereinsblatt an die Geschichte und»Confession« des herausgebenden Börsenvereins ge­bunden, ist es zugleich ein wichtiges Zeugnis für die Ausformung ge­werblicher und beruflicher Verbände im 19. Jahrhundert, wie für das li­terarische Leben damals und heute. 2 Das Börsenblatt informierte über Neuerscheinungen, Verlagswechsel, Rechts­verordnungen, Urheberrechtsfragen, Zensurbestimmungen, Ver­lags­grün­dun­­gen, Verbandsangelegenheiten, Verlagsgeschichte, Personalia. Nach und nach festigte sich ein Profil des Blattes, das mit kleineren Modifikationen über Jahrzehnte gleich blieb: Im Amtlichen Theil(›amtlich‹ bezieht sich hier auf die Institution des Börsenvereins) wurden Beschlüsse, Protokolle, Mit­teilungen des Börsenvereins oder seines Vorstandes veröffentlicht sowie (seit 1845) das Verzeichnis Erschienene Neuigkeiten des deutschen Buchhan-