Heft 
(2021) 112
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Fontanes Bücher im Börsenblatt Rasch 95 dels. Ein Nichtamtlicher Theil brachte Stellungnahmen, Anregungen, Auf­sätze, Mitteilungen von Verlagsbuchhändlern. Im seinem umfangreichsten Abschnitt, dem Anzeigeblatt, bot das Börsenblatt Verlegern, Buchhandlun­gen, Leihbibliotheken, Gerichtsbehörden, Privatpersonen die Möglichkeit, in zweckmäßig eingerichteten Rubriken kostenpflichtig Inserate zu schal­ten. In der Sparte Künftig erscheinende Bücher u.s.w. wurden von den Ver­lagen Titel annonciert, die für den Druck vorbereitet oder schon unter der Presse waren, in der Rubrik Fertige Bücher u.s.w. wurden Auslieferungs­termine(manchmal auf den Tag genau) bekannt gegeben, in Geschäftliche Einrichtungen, Veränderungen u.s.w. u. a. über den Verkauf an bzw. Wech­sel eines Titels in einen anderen Verlag informiert. Die inserierenden Fir­men wurden am Ende des Blattes mit der Seitenangabe oder der Nummer des Inserats gelistet.(Damit lässt sich heute in den Einzelnummern gezielt nach Verlagsannoncen suchen.) Auf eine weitere, besonders für Literatur­wissenschaftler wichtige Informationsquelle des Börsenblatts sei hier bei­läufig hingewiesen: Von Juli 1851 an wurde ein Recensionen-Verzeichniß eingerichtet, das geordnet nach Verlagen, Autoren, Titeln kurze Quellenan­gaben von Buchbesprechungen aus Zeitschriften und Tageszeitungen liste­te. 3 Die Blätter wurden aufgefordert, ihre Buchkritiken an eine zentrale Stelle in Leipzig zu senden, wo sie gesammelt und verzeichnet wurden. Die­ses Verzeichnis erschien regelmäßig bis zum Sommer 1878. Vollständigkeit kann es nicht beanspruchen und wiederholt wurde seine Lückenhaftigkeit beanstandet. Aber es bildet doch eine erste Übersicht zeitgenössischer Re­zeption. 4 Für Fontane wurde es noch nicht systematisch ausgewertet. Schon bald nach seiner Gründung wurde das Börsenblatt zum zentralen Informationsdienstleister für den deutschen Buchhandel. Der große Bedarf der Buchhändler nach einem Medium dieser Art und sein immenser Erfolg drücken sich im rasanten Wachstum des Blattes aus: Anfangs erschien es nur wöchentlich, seit 1837 zweimal in der Woche, seit Juli 1852 dreimal und seit 1867 täglich(mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage). Hatte der erste Jahrgang noch 52 Nummern mit bescheidenen 1.088 Spalten bzw. 544 Sei­ten, so kam der Jahrgang 1849 schon auf 113 Nummern mit 1.444 Seiten. Zwanzig Jahre später, 1869, waren es 4.336 Seiten, 1889 6.992 Seiten und in Fontanes Sterbejahr 1898 brachte es das Börsenblatt auf fast 10.000 Seiten. Das Börsenblatt entwickelte sich zu einer riesigen Nachrichtenbörse rund um das Buch, zu einem einzigartigen Marktplatz angekündigter, angebote­ner, gesuchter Verlagswerke, zum idealen Ort für eine von Jahr zu Jahr grö­ßer und plakativer werdende Verlagswerbung. Kein Medium spiegelt den Aufstieg des Buches zu einem Massenartikel im lesehungrigen 19. Jahrhun­dert so gründlich, umfassend und anschaulich wie das Börsenblatt. Schon vom ersten Jahrgang an bot es Buchhändlern einen besonderen Service. In einer eigenen Sparte wurden Neuerscheinungen angezeigt, um auch»den entfernteren Handlungen[] regelmäßig den Eingang der neu-