96 Fontane Blätter 112 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte esten vorzüglichen Erscheinungen« 5 des Buchhandels überschaubar und geordnet darzubieten. Verlage wurde aufgefordert, jeweils ein Exemplar ihrer neuesten Produkte nach Leipzig zu schicken. Die Leipziger Verlagsbuchhandlung Hinrichs übernahm die Aufgabe, die Titel in Empfang zu nehmen, sie zu verzeichnen und im Börsenblatt mit Angabe des Umfangs und des Preises zu melden. Damit wurde Buchhändlern, Leihbibliothekaren, Lesegesellschaften und anderen Kaufinteressenten die Möglichkeit geboten, sich kurz und bündig über den aktuellen Stand von Neuerscheinungen zu orientieren. Angezeigt wurden etwas später die Titel in der alphabetischen Reihenfolge der Verlagsnamen. Mit dem Jahrgang 1845 rückte die Kolumne Erschienene Neuigkeiten des deutschen Buchhandels vom Schluss an die Spitze des Blattes, in seinen Amtlichen Theil, und wurde so zu einer ›offiziellen‹, vom Börsenverein verantworteten Information. In der ersten Nummer des Jahrgangs 1845 wird wiederholt auf die Bedeutung dieser Übersicht aufmerksam gemacht und an die Verleger appelliert, ihre Produkte unverzüglich einzusenden: Die Neuigkeiten des deutschen Buchhandels werden wie bisher unmittelbar nach Ihrer Ankunft in Leipzig von der J. C. H i n r ic h s’schen Buchhandlung mitgetheilt werden. Damit dieß auch fernerhin so zeitig und so vollständig als möglich geschehen könne, ist es höchst wünschenswerth, daß alle Collegen ihre neuen Verlagsbücher ohne Ausnahme gleich nach Erscheinen der genannten Handlung zukommen lassen. Dieser Theil des Börsenblattes muß als einer der wichtigsten angesehen werden. 6 Hans Altenhein hebt noch knapp 150 Jahre später die herausragende, ungemein wichtige Funktion dieser»bibliographische(n) Dokumentation« des Börsenblatts hervor:»Damit avancierte das Vereinsorgan zur offiziellen bibliographischen Quelle deutschsprachiger Literaturproduktion, eine Funktion, die, immer weiter verfeinert, nach 1916 an die neu gegründete Deutsche Bücherei überging.« 7 Viele Buchhändler und Bibliotheken dürften sich bei ihrer Bestellung an dieser aktuellen Übersicht orientiert haben. An dem Procedere der Aufnahme von Titeln änderte sich im Lauf des 19. Jahrhunderts grundsätzlich nichts. Regelmäßig erließ der Börsenverein im Börsenblatt die Aufforderung, alle Neuerscheinungen, neuen Auflagen oder Fortsetzungen»alsbald nach Erscheinen, sowie ausschließlich ohne vorherige besondere Aufforderung« an die Hinrichssche Buchhandlung in Leipzig zu schicken. 8 Auf Aktualiät wurde viel Wert gelegt, um schnelle Einsendung gebeten. In späteren Jahren wurde speziell dieser Punkt nochmals geschärft: Bücher sollten generell»sofort nach Erscheinen« eingeschickt werden, und»Artikel, welche nicht innerhalb eines halben Jahres nach ihrer Ausgabe[…] eingesandt worden sind« wurden von der Aufnahme ausgeschlossen. 9 Etwa zwei bis drei Tage nach Empfang des Buches durch die Hinrichssche Buchhandlung in Leipzig konnte die gedruckte Meldung des Titels im Börsenblatt erfolgen. 10 Wichtig für die Aufnahmemodalitäten war
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(2021) 112
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