Heft 
(2021) 112
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Fontanes Bücher im Börsenblatt Rasch 97 der Grundsatz der Autopsie. Man verließ sich keineswegs auf schlichte Mit­teilungen oder Ankündigungen der Verleger:»Jedes aufzunehmende Werk muß bei der Anfertigung des Verzeichnisses in natura vorliegen; bloße Tite­leinsendungen haben ohne Berücksichtigung zu bleiben.« 11 Von der Auf­nahme wurden lediglich Artikel ausgeschlossen, die»ohne weitere Verän­derung wiederholt als ›neue Ausgabe‹ erscheinen oder in Form von Bänden, Lieferungen, oder auch complet von neuem ausgegeben werden.« 12 Unbe­achtet blieben also vor allem Titelausgaben. Dass dabei nicht immer konse­quent verfahren wurde, zeigt das Beispiel Fontane: Die bei Friedrich Fonta­ne 1890 erschienenen und als»Neue Ausgabe« bezeichneten Titelausgaben von LAdultera und Graf Petöfy(Titel 79 und 80) wurden im Börsenblatt ig­noriert, während die Titelausgabe von Cécile(Titel 89) als Neuerscheinung gemeldet wurde. Einsendungen von Titelauflagen wurden lange Zeit mit einem Sternchensymbol angezeigt. Offenbar ließ man aber auch Titelaufla­gen bei der Aufnahme zeitweilig außer Acht. Eine möglichst zügige Anzeige des neuen Titels lag im Interesse der Ver­lagshäuser, die ihre Produkte schnell an den Mann bringen wollten. Den­noch wurden wiederholt Klagen laut, dass einzelne Verlage ihre Neuerschei­nungen gar nicht oder nur schleppend einschickten. Aus unterschiedlichsten Gründen kam es gelegentlich zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen. So konnte etwa die erste Ausgabe der Wanderungen durch die Mark Branden­burg(Titel 16) zunächst nicht an»außerpreußische« Buchhandlungen ver­kauft werden. Welche Gründe es für dieses vorübergehende Export- und Verkaufshindernis gab, ließ sich bislang nicht aufklären. Der Band erschien zwar Ende November 1861, wurde von Hertz aber erst Anfang August 1862 nach Leipzig geschickt und im Börsenblatt am 8. August 1862 gemeldet. Im­merhin ließ sich der Erscheinungstermin anhand von Börsenblatt-Inseraten des Verlages Hertz verifizieren. Hertz hat später noch mehrere Folgeaufla­gen von Wanderungen-Bänden(vgl. Titel 42, 43, 58) offenbar mit deutlichem Verzug in Leipzig gemeldet. Die Gründe dafür sind unklar. Leider geben spe­ziell in diesen drei Fällen Werbeannoncen keine zusätzlichen Informationen. Die vierte Auflage der Grafschaft Ruppin(Titel 51) scheint Hertz(versehent­lich?) gar nicht nach Leipzig geschickt zu haben. Weder fand sich im Börsen­blatt eine Meldung dieser Auflage noch eine Annonce. Neben diesen weni­gen extremen Verzögerungen ist es sporadisch vorgekommen, dass die Zusendung erst nach Wochen erfolgte. So war das Prachtalbum Vaterländi­sche Reiterbilder aus drei Jahrhunderten(Titel 41) schon zum Weihnachtsge­schäft 1879 ausgeliefert worden, wurde aber erst im Februar 1880 gemeldet. In diesem Fall brachte wiederum der Inseratenteil des Börsenblatts erhellen­de Auskunft über den Erscheinungstermin.