JUBILÄEN
25 Jahre Fontane-Blätter
In dem ersten Heft der Fontane-Blätter von 1965 gibt es keinen prognostischen Leitartikel, keine Verheißung künftiger Taten — kurzum, keinen Trommelwirbel. Lediglich in einer Mitteilung vom Umfang einer Druckseite, betitelt "Kreis der Freunde Theodor Fontanes", die besagt, daß sich ein solcher Kreis gebildet habe, findet man ein kurzes Wort zu den "Fontane-Blättern": es sollten darin Vorträge, die im Freundeskreis gehalten wurden, veröffentlicht sowie über neue Forschungsergebnisse wie auch über die Tätigkeit des Fontane-Archivs, insbesondere seine Neuerwerbungen, berichtet werden. Ziel der Fontane-Blätter sei es, dem Werk Fontanes neue Freunde zu gewinnen sowie Verbindungen zu Fontane-Forschern und -Freunden zu festigen oder neu herzustellen — dies alles vernabelt mit dem Fontane-Archiv der Landes- und Hochschulbibliothek Potsdam als Blutspender. Das wird kurz und bündig vorgetragen — so als habe sich der Freundeskreis eines Tages von selbst zusammengefunden, als hätten Druckpapier und Druckkapazität vor der Tür gelegen, als ob es bürokratische Hemmnisse wie Druckgenehmigung und andere Verwaltungsbarrieren nie gegeben habe. Dem ersten mutigen Redaktionskollegium, mit dem damaligen Direktor der Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek, Dr. Heino Brandes, an der Spitze, gehörten neben Paul Conrad, Joachim Göbel, Ursula Wysbar auch Joachim Schobeß an. Ihnen und allen, die sich im Kreis der Freunde Theodor Fontanes zusammengefunden, die als Mitarbeiter der Redaktion die Fontane-Blätter bis zum heutigen Tage fortgesetzt haben, gilt unser heißer Dank im Namen Theodor Fontanes.
Fünfundzwanzig Jahre Fontane-Blätter, das ist nicht nur eine lange Strecke Publizistik, das ist auch eine Summe Fontane-Forschung mit Beiträgen aus aller Welt. Die Ergebnisse dürfen uns mit Stolz erfüllen; das miese Papier mancher frühen Hefte wird, so lange die Zeitschrift noch lebt, daran erinnern, unter welchen schwierigen Umständen diese ersten Leistungen vollbracht wurden.
Dem Wunsche von Herrn Dr. Manfred Horlitz, dem Leiter des Fontane-Archivs, daß ich mich zu 25 Jahren Fontane-Blättern äußern möge, bin ich gern nachgekommen, weil ich dadurch Gelegenheit finde, allen Förderern der Fontane-Blätter sowie dem Fontane-Archiv meinen herzlichen Dank auszusprechen.
Es schien mir aber unvollkommen, dürfte ich nicht noch einen Sonderdank Joachim Schobeß, dem langjährigen Leiter des Fontane-Archivs (1950—1980), abstatten.
Es gibt eine Zeichnung, die im Grunde alles Wesentliche ausdrückt: der große Fontane reicht dem kleineren Joachim Schobeß dankbar die Hand. Ich bin sicher, er hätte es getan, wenn er Gelegenheit dazu gehabt hätte. Die leidenschaftliche Verbundenheit von Joachim Schobeß mit seiner Aufgabe, seine mit Hartnäckigkeit gepaarte unermüdliche Arbeitsenergie, seine preußische Disziplin und Zuverlässigkeit und nicht zuletzt sein Nachvollzug Fontanescher Denkweise — das alles hat sich mir auf der langen Strecke unseres gemeinsamen Weges tief eingeprägt, meinerseits zuerst als kollegialer Berater, später ab 1969, nachdem das Archiv der Deutschen Staatsbibliothek angeschlossen worden war, als sein Dienstvorgesetzter. Die Begegnung mit Menschen, die in dem gewählten oder ihnen zugefallenen Amt mit Leib und Seele aufgehen, ist immer ein bleibender Gewinn. So lebt Joachim Schobeß
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