Heft 
(1990) 50
Seite
5
Einzelbild herunterladen

als treuer Diener Theodor Fontanes bei allen, die ihm begegnet sind, in dankbarer Erinnerung fort. Auch sie verbindet sich mir mit dem 25. Geburtstag der Fontane- Blätter, denen wir dankbare Leser ein glückliches und fruchtbringendes Weiter­schreiten wünschen.

Mehr denn je können uns gerade heute im zukunftsverunsicherten Herbst 1990 Fontanes Menschlichkeit und Weitsicht Halt geben. Sein Werk bedeutet noch immer Gewinn für die eigene Weitsicht. Noch nie ist seine Mahnung, mit dem Herzen zu denken und mit dem Geist fühlen zu lernen, so beherzigenswert gewesen wie in unseren ökonomiebesessenen Tagen.

Prof. Dr. Dr. hc. Horst Kunze

Generaldirektor der Deutschen Staatsbibliothek Berlin v. 19501976

Irina Rockel, Neuruppin

Die Beziehungen Theodor Fontanes zu seinem Jugendfreund Wilhelm Gentz

Das Jahr 1990 bringt viele Gedenktage und Jubiläen, von denen hier drei genannt seien: das 125jährige Gründungsjubiläum des Heimatmuseums Neuruppin, der 100. Geburtstag des Neuruppiner Malers Wilhelm Gentz und das 25jährige Erschei­nen der Fontane-Blätter.

Alle diese Ereignisse stehen miteinander in Beziehung. Im folgenden wird dem Er­scheinen der Fontane-Blätter mit einem Freund aus Theodor Fontanes frühester Jugend in seiner Heimatstadt Neuruppin gedacht.

Karl Wilhelm Gentz wurde am 9. Dezember 1822 als Sohn des Kaufmanns Johann Christian und seiner Ehefrau Henriette Juliane, geb. Voigt, in Neuruppin geboren. Ihm folgten noch vier Geschwister, von denen nur eines, der Kaufmann Ludwig Alexander Gentz, die Kindheitsjahre überlebte und in der Neuruppiner Gesellschaft aufgrund seines Fleißes, seines kommerziellen Geschicks und seines politischen Engagements für die Stadt eine geachtete Stellung einnahm.

Die Brüder Gentz wuchsen in unmittelbarer Nachbarschaft von Theodor Fontane auf. Obwohl Fontanes Eltern bereits 1827 von Neuruppin nach Swinemünde ver­zogen, brachen die Kontakte zwischen den Gentzens und Fontane nie ab.

Wilhelm Gentz brachte bereits in seiner Schulzeit großes Interesse für das Zeich­nen auf. Frühzeitig beschäftigte er sich mit der Lektüre der 1764 erschienenen "Geschichte der Kunst des Altertums" von Johann Joachim Winckelmann (1717 bis 1768) 1 , die das Ägyptenbild des Mittelalters von der Versinnbildlichung der Bibel einer ersten kunsthistorischen Wertung unterzog. Wilhelm Gentz war von dem Lese­stoff so beeindruckt, daß er bereits als Schüler den Wunsch hegte, nach Kairo zu gehen und die Pyramiden zu erforschen. 2 Die orientalische Thematik wurde der Inhalt seines Lebens. Nachdem Gentz in Antwerpen und Paris seine Studien der

5