Heft 
(1990) 50
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Malerei beendet hatte, ging er erstmals nach Afrika Nubien 3 und Ägypten waren sein Ziel. Seine Eindrücke, die keiner Überarbeitung mehr unterzogen wurden, stellte er in einem Buch,Briefe aus Ägypten und Nubien'": 4, zusammen

Daß ganze Negervölker außerordentlich hoher Entwicklung fähig sind, beweist Nubiens Geschichte ... würde die volle Menschenwürde der Neger anerkannt, so würde sich diese mit ihrem versittlichenden Einfluß auch dem Bewußtsein und Willen aftdrängen und der ökonomischen Verbesserung als fester Anhalt dienen."5

Im Jahre 1860, fast zehn Jahre nach der Reise, legte Wilhelm Gentz ein großartiges Ölgemälde vor, das die persönliche Begegnung einesSklaventransportes in der Wüste" wiedergab. 6 Dieses war der Beginn der Durchsetzung der Malerei des Orien­talismus in Deutschland durch Wilhelm Gentz.

Noch fünfmal im Laufe seines Lebens reiste Gentz in diesen Teil Afrikas, und eine große künstlerische Ausbeute mehrte beständig das Lebenswerk des Malers. Einige der wichtigsten Gemälde seien hier genannt:

Sklaventransport in der Wüste (Öl, 1860, Kriegsverlust)

Einzug des Kronprinzen in Jerusalem anläßlich der Eröffnung des Suez­kanals 1869" (Öl, 1876, Nationalgalerie Berlin)

Totenfest in Kairo (Öl, 1872, Gemäldegalerie Neue Meister, Albertinum, Dresden)

Gedächtnisfeier des Rabbi Isaak Barschischot in Algier" (Öl, 1881, Museum für bildende Künste Leipzig)

Einen breiten Raum im Schaffen Wilhelm Gentz' nahmen seine Illustrationen ein, die insbesondere zu den Werken über Ägypten und Palästina des Verlegers und Vor­stehers des Museums in Jena, Georg Ebers, als Auftrag entstanden.

Seine ethnologischen und ethnographischen Beobachtungen und Notizen in zahl­reichen Artikeln der zeitgenössischen Presse fanden in Fachkreisen ungeteilte An­erkennung.

1874 wurde Wilhelm Gentz zum Mitglied des Senats der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin, Sektion bildende Künste, gewählt, der er bis zu seinem Tode an­gehörte... 7 1876 hatte Theodor Fontane das Amt des Akademie-Sekretärs inne

Beide Fontane als Sekretär der Akademie der Künste, Gentz als Mitglied der Aufstellungskommission - bereiteten im September 1876 die Kunstausstellung der Akademie vor. Wilhelm Gentz erhielt für das von ihm dort ausgestellte BildEinzug des Kronprinzen in Jerusalem" die Große Goldmedaille.8 Theodor Fontane wurde beauftragt, eine Chronik der Ausstellung anzufertigen. 9 Doch er verließ schon bald dieses Sekretärs-Amt, zu dem er sich nicht geeignet fühlte. Mit Wilhelm Gentz aber, der nur wenige Minuten von ihm entfernt am Tiergarten in Berlin wohnte, hielt er nicht nur freundschaftliche Kontakte. Alexander Gentz hatte auf Fontanes Bitte be­reits für dieWanderungen durch die Mark Brandenburg. Grafschaft Ruppin" viele Fakten über die Familie zusammengetragen, die jedoch in der Fontaneschen Erst­bearbeitung zunächst auf heftige Kritik der Familie Gentz gestoßen waren. 10 1887 ein Jahr vor dem Tode von Alexander Gentz, konnte Fontane die gemeinsame Ar­beit einschätzen:

An diese Tage (Besuch Fontanes im Luch bei Alexander Gentz - d. V.) knüpfen sich die besten Kapitel meiner 'Wanderungen' und das Beste darin

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