verdanke ich Ihnen. Erlebe ich noch eine neue Auflage von 'Grafschaft Rup- pin', so habe ich — Ihre und Ihres Bruders Zustimmung vorausgesetzt — vorher noch zwei wichtige Kapitel hinzuzufügen: eins soll ,Wilhelm Gentz' heißen . . ."1 1
Für dieses Kapitel hatte Fontane die Absicht, ein Bild-Inventarium aufzunehmen. Dafür stellte ihm Wilhelm Gentz zahlreiche Skizzen und Studien zur Verfügung, von denen die Landschaften mit den Tierstaffagen und die Katzen-Darstellungen den Schriftsteller emotional besonders berührten:1 2
„So z. B. eine schmale, ganz im Schatten liegende Gasse in Algier, ... hier sitzen auf einer Art Bäckerbrett an 12 Katzen... Ein gewöhnlicher Mensch geht an dergleichen Sachen vorbei, Gentz sieht es und malt es. Bei dieser Fülle von malerischem und poetischem Orient regt sich einen Augenblick lang immer wieder der Wunsch in mir, ,dergleichen doch auch nochmal zu sehn'. Wenn ich mir dann aber vergegenwärtige, daß es ohne Ratten, Mäuse, Skorpione, vor allem aber ohne 'vermin', und zwar aller Arten und Grade, schlechterdings nicht zu haben ist und daß unter Umständen ein Schluck Wasser, drin man die .Schrecken der Tiefe' auch ohne Mikroskop im Kample mit einander sehn kann, als Labsal gilt, so bin ich von aller Sehnsucht geheilt. Davon zu lesen, dazu ist der Orient gut, zum Leben der Occident."3 1
Ab 1889 arbeitete Wilhelm Gentz an einer autobiographischen Skizze.
Das Kapitel über den Maler und Kenner des Orients, dem Mitglied des Senats und Professor der Königlichen Akademie der Künste sollte Ende des gleichen Jahres in der „Vossischen Zeitung"1 4 veröffentlicht werden:
„Hochverehrter Herr!
Die beiden großen Aufsätze Wilhelm Gentz und Gentzrode (mit dem eingekapselten Alexander) sind nun schon seit Wochen fertig und lagern und werden wohl auch erst ans Licht treten, wenn Sie am Nordrande des ,dunklen Weltteils' sind; dunkel, weil es da so hell ist." 15 Nur wenige Tage später befand sich Wilhelm Gentz auf der von Fontane erwähnten Reise, seiner letzten, in das von ihm geliebte Land der Pharaonen und Kalifen. Obgleich er fast ein halbes Jahr dort mit Studien verbrachte, entstand nur eine einzige kleine Ölskizze eines schwarzen Lastträgers aus Tripolis. Eine künstlerische Krise und körperliche Schwäche ließen sein Ziel, größere Studien in Afrika zu betreiben, unerreicht. Nach Berlin zurückgekehrt, erholte er sich nicht mehr. Das Erscheinen des Fontaneschen Aufsatzes „Wilhelm Gentz" erlebte er nicht mehr.
Wilhelm Gentz starb am 23. August 1890.
Lassen wir Wilhelm Gentz in seiner hohen Wertschätzung für den orientalischen Teil der Welt, dem er sein Leben widmete, noch einmal zu Wort kommen:
„Unvergeßlich bleibt mir der erste Morgen, der mir in der heutigen Capitale des alten Pharaonenlandes, im märchenhaften Kairo, aufging; unvergeßlich jener eigentümliche Gesang, mit dem die Muezzins von den unzähligen, wie Pfeilspitzen in den Himmel strebenden Minaretts die Gläubigen zum Gebet laden; unvergeßlich vor allem der Eindruck, welchen mit das bunte Gewühl auf den engen Straßen machte .. . 16
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