Pekinger Fontane-Labor Wu 183 schauen, selbst wenn er dort mehr zu entdecken meint, als Fontane dies vielleicht intendiert hat. Intendiert sind die durch den Subtext veranlassten Unsicherheiten und Ambivalenzen, die den Haupttext in ein fragwürdiges Licht tauchen und den Leser an den einfachen Deutungen zweifeln lassen – just in der Erzeugung dieser Zweideutigkeiten scheint die Erzählkunst Fontanes zu liegen. 3. Resümee und Ausblick In der Zeit des vierzigjährigen Jubiläums der Reform- und Öffnungspolitik erlebt die chinesische Fontane-Rezeption gerade einen Aufschwung. Ich habe versucht zu zeigen, dass Fontane auf dem germanistischen Feld gerade eine philologische Wiederentdeckung erfährt. Das Pekinger Seminar zu Frau Jenny Treibel steht für diese Renaissance der Fontane-Rezeption in China. Wie Corinna sind auch die chinesischen Fontane-Forscher bei Treibels Diner zu Gast. Selbst die alte Frau Runtschen in Mathilde Möhring, eine einäugige Augenzeugin der Verlobung zwischen der Titelheldin und Hugo Großmann, berichtet mit großer Bewunderung»und kein Vorhang und keine Schirme und Lichter waren überall«, obwohl sie dabei zugibt: »Ich habe nichts gesehn, und die Wohnung ist so, daß man eigentlich alles sehn muß.« 27 Es wird sich zeigen, wie sich die Germanistik in China in den folgenden Jahren weiterentwickelt und ob sich die Internationalisierung fortsetzt. Wir profitieren von einem anhaltenden Reform- und Öffnungsprozess, der unsere Studierenden weiterhin Teile ihres Studiums an deutschen Universitäten absolvieren lässt und uns die Zusammenarbeit mit den deutschen Kolleginnen und Kollegen ermöglicht.
Heft
(2021) 112
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