Fontane auf Französisch D'Aprile, Lerenard 21 »Ich denk an gestorbenes Hoffen, Johann, Aber tu´s in stillem Sinn, Es starb, wie eine Rose stirbt, – Und was ist hin, ist hin.« »Denkst du gestorbener Freunde, Marie, Wenn du starrst ins Feuer bei Nacht? Wünschst du sie zurück an den einsamen Herd, Den sie einst dir so heimisch gemacht?« »Ich denk´ der gestorbenen Freunde, Johann, Sie sind allezeit mein Glück, Doch, die mir die liebsten gewesen sind, Ich wünsche sie nicht zurück.« (1)»Denkst du verschwundener Tage, Marie?« ist der Anfangsvers eines beliebten deutschen Volkslieds. In seinen Gedichten ließ Fontane die Vergangenheit seiner Heimat wieder aufleben mit ihren Marktflecken und Dörfern, Kirchen, alten Klöstern und Schlachtfeldern. Er sah sich alles an, durchforstete die Archive und sammelte die Legenden. Um die Mark Brandenburg bekannt zu machen, nutzte er sämtliche Mittel: Memoiren, Geschichtsdarstellungen, historische Romane. Auch wenn es ihm, glaube ich, nicht gelang, die Mark Brandenburg beliebt zu machen, so kam sie durch ihn zumindest in Mode. Wenn heute alle Berliner Bankiers eine Villa in der Mark besitzen, wenn ganz Berlin den Stil der Mark kopiert, dann gebührt die Ehre dafür Fontane . *** Fontane war also schon als Journalist, Dichter und Historiker bekannt, als er mit über sechzig Jahren begann, Romane zu schreiben. Und das waren nicht mehr historische Romane, um die Erinnerung an alte Gebräuche wach zu halten, sondern realistische und naturalistische: Romane, in denen entsprechend der Theorien von Émile Zola das Leben und die Gefühle der heutigen Berliner , nicht zuletzt die Welt der Arbeiter und jungen Frauen, im Zentrum stehen sollten. Anfänglich jedoch kamen diese bei Fontane , um genau zu sein, noch nicht in den Blick. So ist L´Adultera, 1882 erschienen, ein Roman über die Bourgeoisie. Hier flüchtet die Frau eines Berliner Bankiers mit einem Geschäftspartner ihres Mannes aus der Ehe. Nach einem längeren Aufenthalt im Ausland ziehen die beiden wieder nach Berlin , in die Nähe ihres früheren Domizils, und werden vollkommen glücklich. Die Geschichte erinnert ein wenig an die von Tolstois Anna Karenina: Doch statt wie Anna am Ende am
Heft
(2022) 113
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