Heft 
(2022) 113
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Eggers»Wochenzettel« 1870  Berbig 35 Bauakademie sowie der Gewerbeschule. 3 Fontane widmete der Ernennung das Gelegenheitsverspaar:»Herzlichsten Glückwunsch zum Professor / Gut ist gut und besser ist besser.« 4 In einem würdigenden Nachruf der Zeitschrift für bildende Kunst aus dem Oktober 1872, den Bruno Meyer verfasste, wird allerdings herausge­strichen, daß Eggers´ persönliche Eigenschaften, das, was er durch seine bloße Erscheinung und seine direkte Einwirkung auf die mit ihm in Berüh­rung kommenden Menschen geleistet hat, tiefgreifender, nachhaltiger und vielleicht wichtiger gewesen ist, als seine äußere Thätigkeit. Es wird selten einen Menschen geben, welcher mit den verschiedenartigsten Per­sönlichkeiten in einem so harmonischen, gegenseitig anregenden und befruchtenden Verkehre zu stehen im Stande wäre, wie das bei Eggers der Fall geworden. 5 Theodor Fontane , der ein zwiegespaltenes Verhältnis zu Friedrich Eggers unterhielt, nennt ihn in Von Zwanzig bis Dreißig ein»Gesellschafts-Genie« 6 . Klug sei er gewesen,»gütig, liebenswürdig, ein schöner Mann« 7 . Zu den un­terschiedlichen Rollen, die er in Fontanes Leben gespielt hat, sollte im Herbst 1870, als jenes in äußerster Gefahr war, eine letzte hinzukommen: im Kriegs­gebiet»Nachforschungen über den Verbleib des Militair-Schriftstellers Th. Fontane anzustellen.« 8 Wie es ihm dabei erging, hielt Eggers auf sogenannten»Wochenzetteln« an seine Familie fest. Dass diese bei einer solchen Mission unversehens den Rang historischer Zeugnisse annahmen, verwundert nicht. Doch welcher Art und welcher Eigenart? Kommt ihnen Gewicht zu, sind sie von Wichtig­keit? Was, so ist zu fragen, hielt jener»humoristisch angeflogene[] Sonder­ling« 9 aus der Unmittelbarkeit des Reisetages fest und vor allem: wie, mit welchen Worten, in welchen Formulierungen? Jene»Wochenzettel«, die als Medium fungieren, bedürfen zumindest einer kurzen Erläuterung. Ähneln sie auch Tagebuchblättern, so unterscheiden sie sich in der Adressierung. Behauptet das Tagebuch in der Regel den Selbstbezug, richteten sich die »Wochenzettel« an Eggers´ Rostocker Verwandte. Deren Weitläufigkeit die bei der Abfassung mitzudenken ist gab den Anlass, wochenweise vom Gang seines Alltags zu berichten. Früh begonnen, wuchsen sie sich zu ei­nem Lebensbuch aus. Die Darbietungsform des Erlebten wechselt. Zuweilen fallen erzählte und Erzählzeit in eins. Momentum, Narration und Ellipse lö­sen einander ab. Zwischen Datierung und Berichtetem besteht nicht zwangs­läufig Kongruenz. In den hier ausgewerteten»Wochenzetteln« verweist das Datum in der Regel auf die Niederschrift, nicht auf das Referat des am Tag Geschehenen. Die Seiten sind durchnummeriert. Unter der Jahreszahl auf jedem neuen Blatt steht jeweils der Aufenthaltsort. Ortswechsel sind im lau­fenden Text verzeichnet. Eggers stand durchaus eine flexible Funktion die-