Heft 
(2022) 113
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Fontane und das Boulevardtheater  Parr 85 63 Vgl. Fontane, wie Anm. 9, S. 9:»›Ja,‹, lachte Corinna, ›die Jugend ist gut. Aber ›Commerzienräthin‹ ist auch gut und eigentlich noch besser.« 64 Es ist Jenny Treibel selbst, die gegenüber Corinnas Vater diesen graduellen Unterschied markiert:»Aber mit Corinna bin ich nicht zufrieden. Sie spricht so modern und verleugnet ihren Vater, der immer nur in einer schönen Gedankenwelt lebte....«[...]»›Aber ich denke, sie wird sich noch wieder zurückfinden. Freilich, einen Stich ins Moderne wird sie wohl behalten‹«(ebd., S. 14). Ähnlich dann zu Wilibald Schmidt auch Marcell Wedderkopp:»›Alles, was klug und tüchtig und, vor Allem, was espritvoll an ihr ist, das siehst Du mit beiden Augen, aber was äußerlich und modern an ihr ist, das siehst Du nicht‹« (ebd., S. 87 f.). 65 So trennt z. B. Corinna ebenso wie Roderich und Julie Werwein Liebe und Heirat strikt voneinander. Auf die Frage von Marcell Wedderkopp, ob Corinna Leopold Treibel ernsthaft geliebt habe, antwortet sie:»›Nein. Aber ich wollte ihn ganz ernsthaft heirathen.« Und ebenfalls in Parallele zu Julie heißt es weiter:»Ich hätte Malstunden genommen[...]«(ebd., S. 214). Eine weitere Parallele zu Wichert besteht darin, dass auch in Fontanes Roman gerade die ›realistischen‹ Figuren mit Vorliebe in Schiller-Sentenzen sprechen. 66 Ich danke Sophia Wege(Halle a. S.) für den Hinweis darauf. 67 Fontane , wie Anm. 9, S. 212. 68 Ebd., S. 12. 69 Ebd., S. 49. Vgl. auch den Brief Fontanes an seinen Sohn Theodor vom 9.5.1888, in dem er auf seinen neuen Roman verweist:»›Frau Kommerzienrätin oder Wo sich Herz zum Herzen findt‹. Dies ist die Schlusszeile eines sentimen­talen Lieblingsliedes, das die 50-jährige Kommerzienrätin im engeren Zirkel beständig singt und sich dadurch Anspruch auf das ›Höhere‹ erwirbt, während ihr in Wahrheit nur das Kommer­zienrätliche, will sagen viel Geld, das ›Höhere‹ bedeutet«(HFA, IV, 3. 1980, S. 600–604, hier 600 f.).