86 Fontane Blätter 113 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Theodor Fontane in der Preßburger Zeitung Klára Prešnajderová Die Suche nach einem Zusammenhang zwischen Theodor Fontane und Pressburg , wie die slowakische Hauptstadt Bratislava noch im 19. Jahrhundert offiziell hieß, scheint nur wenig sinnvoll zu sein. Wenngleich die über zweieinhalb Jahrhunderte ungarische Haupt-(1536–1784) und Krönungsstadt(bis 1830) bis zum Zerfall der Donaumonarchie das zweitwichtigste kulturelle und politische Zentrum des Königreichs Ungarn bildete, spielte sie in Fontanes Biografie keine Rolle, weder in seinem privaten noch beruflichen Leben. Er hat die Stadt nie besucht(zumindest gibt es dafür keine Beweise), auch war hier kein Verlag angesiedelt, mit dem er je auf irgendeine Weise zusammengearbeitet hat. Auch der Blick in Wolfgang Raschs digitale Theodor Fontane Bibliographie, einen nicht nur in diesem Falle nützlichen Online-Dienst des Theodor-Fontane-Archivs, führt in eine Sackgasse. 1 Eher scheint die Frage angebracht, ob Fontane die Stadt an der Donau überhaupt wahrgenommen hat. Wohl kaum. Interessantes ergibt sich jedoch, wenn der Blickwinkel umgedreht wird. Waren den Bewohnern Pressburgs Werke des deutschen Autors bekannt? Wurde er schon zu seinen Lebzeiten gelesen? Die Tatsache, dass Pressburg , obwohl zu Ungarn gehörend, bis in die 1920er-Jahre eine vorwiegend deutschsprachige Stadt war(neben Ungarisch und Slowakisch), verleiht der Suche nach einer möglichen Rezeption die erforderliche Berechtigung. Ein so umfassendes Vorhaben unterliegt jedoch Einschränkungen. Eine ergibt sich fast von allein schon bei der Quellensuche. Da die bisherige Forschung keine Anhaltspunkte bietet, beginnt man am besten dort, wo wissbegierige Pressburger am Ende des 19. Jahrhunderts Informationen zum internationalen Geschehen bezogen – aus der Zeitung. Dabei empfiehlt sich zuerst die Preßburger Zeitung, die zu ihrer Zeit zu den bedeutendsten deutschsprachigen Periodika Ungarns zählte.
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(2022) 113
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