Heft 
(2022) 113
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Fontane in der Preßburger Zeitung Prešnajderová 91 Gerade zur rechten Zeit stellt sich diese Gesammt-Ausgabe der Romane und Novellen des gefeierten Autors ein. Nur kurze Tage sind seit dem Jubiläum des Dichters verflossen, und die zahlreichen Kundgebungen der Liebe und Verehrung, welche die Feier des 70. Geburtstages Fontane´s hervorief[sic], haben gezeigt, welche Anerkennung sein lite­rarisches Schaffen gefunden hat. Um einem größeren Publikum Gele­genheit zu geben, die interessanten Werke Fontane´s kennen zu lernen, veröffentlicht jetzt das Deutsche Verlagshaus(Emil Dominik) zu Berlin eine Gesammt-Ausgabe, welche in etwa 45 Lieferungen zu 30 kr. alle 14 Tage eine Lieferung erscheint. Diese Gesammt-Ausgabe, welche, im handlichen Romanformat veröffentlicht, gebunden eine Zierde jeder Privat Bibliothek sein wird, enthält an Romanen und Erzählungen: »Adultera «[sic],»Graf Petöfi«[sic],»Vor dem Sturm «,»Schach von Wuthenov«[sic],»Cecile «[sic],»Kriegsgefangen «,»Unterm Birnbaum «, »Grete Minde «,»Ellernklipp « etc. etc. Für den geringen Preis von etwa 13 fl. 64 kr. erhält der Subskribent diese Gesammt-Ausgabe, während die genannten Werke in den Einzel-Ausgaben zusammen das Dreifache kosten. Die erste Lieferung der Gesammt-Ausgabe erschien am 1. Feb­ruar; Abonnements auf dieselbe nimmt jede Buchhandlung, sowie die Verlagshandlung an. 18 Im Jahr 1890 19 wurde auch Fontanes Roman Stine veröffentlicht. Wie bei ihm die Regel, erschien das Werk zuerst vom Januar bis März in Fortset­zung, diesmal in der Zeitschrift Deutschland . Wochenschrift für Kunst, Lite­ratur, Wissenschaft und soziales Leben, und erst einige Wochen später als Buch im Verlag seines Sohnes. Der neue Berliner Roman entging der Re­daktion der Preßburger Zeitung natürlich nicht. Anders jedoch als bei den Novellen Unterm Birnbaum und Cécile und später bei seinen weiteren Ro­manen, wurde Stine von der Redaktion nicht schon im Zeitschriften-Format beworben, sondern erst in der Buchfassung. Über die Gründe kann nur gemutmaßt werden, es stellt sich aber die Frage, ob die Zeitschrift Deutsch­ land in Pressburg überhaupt erhältlich war. Jedenfalls widmete die Litera­tur-Rubrik dem Roman bereits im Mai 1890 eine längere Besprechung, wo­bei mit lobenden Worten nicht gespart wurde: »Stine « der neue Roman Theodor Fontane´s , kann ein Pendant zu dem vielbesprochenen Berliner-Roman »Irrungen, Wirrungen« desselben Autors genannt werden. Hier wie dort echte Berliner Luft, Naturwahr­heit, modernes Großstadtleben. Nur, daß in»Stine « Alles auf´s Tragi­sche angelegt ist, während»Irrungen, Wirrungen« einen versöhnlichen Abschluß fand. In beiden Werken hat die vielgerühmte Darstellungs­weise Fontane´s ihren Höhepunkt erreicht; mit wenigen, markigen, scharf charakterisierenden Strichen stellt es die Personen vor uns hin, ohne idealistische Drapierung, menschlich fühlend, liebend und lei­dend. Stine­ist die Schwester einer Witwe Pittelkow, welche in Beziehun-