Heft 
(2022) 113
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Fontane in der Preßburger Zeitung Prešnajderová 95 Dichters. Nur wenige Wochen später erschien einer dieser Briefe auch in der Preßburger Zeitung mit folgender Einleitung: Das»Literarische Echo« veröffentlicht in seinem ersten Oktoberheft eine Reihe von bisher ungedruckten Briefen Fontanes an seine Familie. Ein allerliebster humoristischer Brief, in dem der Dichter aus London seinem ältesten, damals(1857) noch nicht sechsjährigen Söhnchen für die Einsendung»eigenhändiger« Zeichnungen dankt, sei daraus hier wiedergegeben:[]. 34 Im Jahr 1906 widmete man sich auch in Pressburg Fontanes Nachlass-Ro­man Mathilde Möhring , den Die Gartenlaube im Fortsetzungsdruck veröf­fentlichte. Auch diesen Roman bewarb die Preßburger Zeitung auf bewähr­te und für die Gartenlaube übliche Weise über Anzeigen. Besonders war diesmal die grafische Gestaltung der Anzeige, in der der Name des Autors dominant stand, fast wie ein Markenzeichen. Vom 2. bis zum 30. Dezember 1906 erschienen in der Preßburger Zeitung sechs solche Annoncen mit fol­gendem Text: Theodor Fontane , der verstorbene Meister der Erzählungskunst, hat einen ausgezeichneten Berliner Roman unter dem Titel»Mathilde Möhring « hinterlassen. Der Abdruck des Romans beginnt in der heutigen Num­mer der»Gartenlaube«. Probeheft gratis durch jede Buchhandlung. 35 Noch bis in die 1920er-Jahre lassen sich in der Preßburger Zeitung verein­zelt Zitate und Verweise auf Theodor Fontane finden. Im Jahr 1909 ging man nochmals auf den privaten Briefwechsel ein, diesmal auf den mit sei­ner Frau zum Dienstboten-Thema, 36 und fünf Jahre später erschienen Verse aus seinem Gedicht Ja, das möcht ich noch erleben in einem Feuilleton. 37 Und auch als der Journalist Johannes Kleinpaul 1924 für die Preßburger Zeitung eine Kulturgeschichtliche Plauderei zum Thema Schlittenfahrten in alter Zeit verfasste, fehlte ein Verweis auf Fontanes Schach von Wuthenow nicht. 38 Selbst als es um die Beziehung Österreichs mit der neu entstande­nen Tschechoslowakei ging, zog man Fontane zu Rate. 1921 hieß es in einem Artikel von einem nicht genannten Wiener Korrespondenten der Preßbur­ger Zeitung: Es ist darum kein Bündnis des Herzens, sondern der Vernunft, das zwi­schen beiden Staaten geschlossen wird. Der alte Theodor Fontane mein­te ein bißchen zynisch, daß zur Ehe die Liebe nicht unbedingt nötig sei, sie komme später von selbst, und wenn sie nicht komme, fügte er hinzu, schade dies für die Erhaltung der Menschheit auch nicht[]. 39 1927 wurde der Verkauf von Fontanes Romanen sogar zum Ausgangspunkt eines Feuilleton-Beitrages. Situiert in einer Pressburger Buchhandlung be­gann er mit folgendem Dialog: Ich möchte einige Romane von Fontane einsehen vielleicht»Der Stechling«[sic] und»Mathilde Möhring «.