130 Fontane Blätter 113 Freie Formen Eine Fontane-Trouvaille. Das Geschenk des Wanderers an seinen alten Lehrer Philipp Wackernagel Georg Wolpert Verlorenes lässt sich manchmal nur erahnen. Oder vermuten. Da Theodor Fontane , wie wir wissen, sehr bewusst seine eigenen Bücher weitergege­ben hat, die»er niemals einfach so versandte, sondern stets mit einem per­sönlichen Anschreiben, einem Brief oder einer begleitenden Widmung ver­sah«, 1 dürfen wir hoffen, dass sich hinter einem kleinen handschriftlichen Besitzereintrag im dritten Band der Wanderungen durch die Mark Bran­denburg auch ein Begleitbrief Fontanes verbirgt und dass dieser Brief eines Tages wieder auftauchen wird. Noch während der ihn über ein Jahrzehnt in Anspruch nehmenden Ar­beit an seinen fünf Kriegsbüchern konnte Theodor Fontane doch auch am dritten Band seiner Wanderungen arbeiten –»der Wechsel der Arbeit ist die einzige Erholung, die sich unsereins gönnen kann«, schreibt er der Mutter 2 – und diesen zur Publikation fertig stellen. Im Oktober 1872 3 erschien im Verlag Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung) mit der Jahreszahl 1873 Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau , Potsdam , Brandenburg . Kürzlich ist nun ein Exemplar dieser Erstausgabe 4 des dritten Bandes der Wanderungen aufgetaucht, das einen weiten Bogen spannt zurück zu Fontanes Anfängen als Wanderer. Denn auf dem fliegenden vorderen Vor­satz dieses Exemplars findet sich der handschriftliche Eintrag: Ph. Wackernagel| Februar 1875| von dem Verfaßer. 5 Wer aber war Philipp Wackernagel ? Und in welcher Beziehung stand Theo­ dor Fontane zu ihm? Philipp Wackernagel wurde am 28. Juni 1800 in Berlin geboren, wo er auch seine Kindheit und Jugend in»engen und drückenden Verhältnissen« 6 verbrachte. Nach einem sehr vielseitigen Studium in Berlin und Halle arbei­tete Wackernagel als Lehrer; zunächst – auf den Ruf seines akademischen Mentors Karl Georg von Raumer 7 – an dem Dittmarschen Erziehungsinstitut in Nürnberg , ab 1829 dann bis 1839 an der Berliner Klödenschen Gewer­beschule. Hier unterrichtete er unter anderen auch den Schüler Theodor