Heft 
(2022) 113
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Aufklärung zu einem Medaillon  Seiler 141 spielen unter verschiedenen Begriffen Porträtmedaillons, Reliefporträts, Bildnismedaillons stieß ich unversehens auf ein Foto des im Zimmer von Eggers und dann Fontanes zu sehenden Porträts, also auf genau den doku­mentarischen Nachweis, nach dem ich für Fontanes Arbeitsumgebung ver­geblich geforscht hatte. Es handelte sich um ein Medaillon der Dresdner Staatlichen Kunstsammlungen, ausgewiesen als eine Arbeit von Adolf Donndorf (1835–1916) und laut Inschrift nicht Friedrich Eggers , sondern Wilhelm Lübke (1826–1893) zeigend. 6 Da an der Identität der Formen eben­so wenig zu zweifeln war wie an der Personenzuschreibung, war klar: Ich hatte mich geirrt. Das Medaillon Wilhelm Lübkes über einer Tür der Wohnung von Friedrich Eggers (UB Berlin ,»Tunnel«-Archiv) Das Medaillon in der Skulpturensamm­ lung Dresden , ø 49 cm, Tiefe 7,5 cm (ASN 0433) Erschließbar war aber sofort, wie Eggers in den Besitz eines Lübke-Por­träts gelangen konnte. Als Wilhelm Lübke 1846 nach Berlin kam und in der Universität auf den sechs Jahre älteren Eggers traf, erhielt er rasch Zugang auch zu dessen weitläufigem Bekanntenkreis. Das dort vorherrschende Kunstinteresse steckte auch ihn an und führte ihn vom gymnasialen Lehr­amt weg der Kunstgeschichte zu. 1850 machte ihn Eggers zum Mitarbeiter seines Deutschen Kunstblattes, für Lübke ebenso materiell wie beruflich von Nutzen. Er wurde zum zuverlässigsten Beiträger der Zeitschrift und nahm dem flatterhaften Eggers oft auch noch die Redaktionsarbeit ab.»So lange ich in Berlin blieb«, schreibt er in seinen Lebenserinnerungen,»stan­den wir in ununterbrochenem freundschaftlichen Verkehr. Unsere Besuche auf den Ausstellungen, in den Künstlerwerkstätten, unsere Mahlzeiten und