Heft 
(2022) 113
Einzelbild herunterladen

Aufklärung zu einem Medaillon  Seiler 145 gers, wie es auch in Fontanes Äußerung anklingt, den Tierbildner Wolff mehr nur für einen guten Handwerker als für einen Künstler hielt. Die re­gelmäßigen Vorstellungen von dessen Arbeiten im Kunstblatt, so respekt­voll sie sich geben, sind selten frei von ironischen Nebentönen, immer ist herauszuhören, dass sich die Tierabbildung für höhere Aussagen nicht eig­ne. In dem Aufsatz eines Kunstprofessors zu den Tendenzen der Zeit wird 1857 beklagt, dass sich die Bildende Kunst mehr und mehr im bloßen Abbil­den erschöpfe, nämlich eine»glaubensleere Romantik und der Naturalis­mus« dem»strengen hohen Styl« von einst nachgefolgt seien. Man müsse darin einen»ebenso verderblichen als tief betrübenden Schritt zum Verfall dieser Kunst erblicken«. 23 Namen werden nicht genannt, aber Wolff neben anderen mit eben dieser Seite im Register angeführt. Eggers wollte offen­kundig sicherstellen, dass die Gemeinten zu identifizieren waren. Und auch noch die Arbeitsweise Wolffs wird abgewertet. Der schon zitierte Bericht über ihn endet mit einem Blick in seine Werkstatt, in der eine»ausgestopfte Möve« von der Decke hängt, während auf dem Boden»Löwen- und Bären­köpfe von Gyps« liegen, und zwar,»wie die daran haftenden Haare bezeu­gen, über der Natur geformt«. 24 Eine ausgestopfte Möwe und echte Tierhaa­re an der Gipsform eines Bildhauers das war nichts anderes als die Entlarvung eines Kopisten. Eine weitere Bosheit, die auch auf Wolffs Ansehen im Tunnel ein Licht wirft, erlaubte sich Eggers, als Wolff schon in Weimar lebte und nur noch gelegentlich in Berlin auftauchte. In einer Rede auf das endende Jahr 1861, in Jamben abgefasst, beanstandet er die sich mehrenden Unsitten bei den Tunnel-Zusammenkünften und beklagt auch die Wertlosigkeit mancher der »Späne«, die die Teilnehmer mitbringen. Einzig genannt wird Wilhelm Wolff , Tunnelname Peter Vischer , der anscheinend Zeichnungen seiner da­mals entstandenen Sauhetze hatte vorlegen wollen, aber nicht dazu kam. Das bringt Eggers in die Verse Gleich wie der letzte Span von Peter Vischer Die kolossale Sauerei, nicht Platz hat Auf unserm grünen Tisch. 25 Wenn das zweifellos auch als Witz verstanden werden konnte und sollte vermutlich waren die Bögen für den Tisch zu groß, ist die Häme doch nicht zu verkennen. So harsch wie Eggers urteilte Fontane über Wolff aber sicherlich nicht. In seinen Wanderungen erinnert er zu Fehrbellin daran, dass dort»unser Tierbildner Friedrich Wilhelm Wolff « geboren wurde,»der sich den aus­zeichnenden Namen der ›Thier-Wolff‹ erworben hat« 26 , und in Irrungen, Wirrungen geht Botho in der Mittagspause in den Tiergarten,»bis er vor der Wolfschen Löwengruppe Halt« macht. 27 Denkmäler sind allerdings auch in anderen Fontaneschen Werken Orientierungspunkte. In C é cile be­merkt Gordon im Tiergarten den»Schaperschen Goethe« 28 , in Stine blickt