Heft 
(2022) 113
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146 Fontane Blätter 113 Freie Formen Wilhelm Wolff : Sauhetze. Die 1861 entstandene Tierplastik wurde vom Preußischen Königshaus für das Jagdschloss Gru­ newald angekauft. Foto: Wikiwand commons Baron Papageno jeden Morgen zuerst auf den»Alten Zieten«, die Statue des nicht genannten Schadow, und im Stechlin hat eine Baronin an der Lenné­straße vor ihrem Fenster»den Lessing ganz und den Goethe halb« 29 , sieht also außer Goethe besonders das Lessing-Denkmal von Otto Lessing . Statuen, Büsten, Medaillons dass sie nicht nur Plätze, Parks und Ge­bäude schmückten, sondern als Miniaturen auch in die Wohnungen Einzug hielten, war außer ihrem Andenkenwert zumal ihrer Preisgünstigkeit zuzu­schreiben. Medaillons und Büsten von»Klassikern« oder namhaften Zeit­genossen waren sogar ausgesprochen billig. Bernhard Afinger bot seine Gipsmedaillons von 13 Zentimeter Durchmesser für knapp zwei Mark das Stück an, solche in Elfenbeinmasse für zwei Taler. 30 Stücke in Lebensgröße kosteten das Fünffache und mehr, gegenüber einer Gemäldekopie oder gar einem Original aber immer noch wenig. Mit ein paar solchen Stücken oder auch einer Büste oder Statuette konnte man sein Heim also ohne große Kos­ten bildungsbürgerlich ausstatten. Dass sich auch Wolff, der ›Tier-Wolff‹, für das»menschliche Gebiet« interessierte, geschah wegen eben dieser Einnahmechancen. Wer schon stellte sich eine Sauhetze ins Wohnzimmer! Mit der wachsenden Zahl von Kupferstichen oder Gemälden in bürgerli­chem Besitz und erst recht mit der Verbreitung der Fotografie verlor das Abbilden in Gips dann aber an Bedeutung und kam schon im späten 19. Jahrhundert aus der Mode.