Der Geldverleiher Möller 163 Welt der Verschwendung und des Luxus, die auf Pump und falschen Schein beruht. Ein Teil des Vergnügens an der neuen Ausgabe dürfte auf das Konto der Übersetzung Fontanes gehen, deren Qualität durch den Vergleich mit der Version Hauffs und dem Original erfahrbar wird. Alle genannten Ausgaben sind im Internet verfügbar und nur ein paar Klicks voneinander entfernt. Fontanes Übersetzung ist eine beachtliche Leistung, die das feine Gespür des jungen Dichters für beide Sprachen erkennen lässt. Besondere Aufmerksamkeit widmete er Gedichten, Versen, Liedern und pointierten Passagen. Auch sein Faible für aussagekräftige Komposita lässt sich schon hier an einzelnen Beispielen beobachten.»Perücken-Enthusiasmus«(S. 454) ist so ein Einfall, mit dem er»bigwig«( Tait’s Edinburgh Magazine, S. 769) zu übersetzen versuchte. Auch für regional-dialektale, gruppensprachliche oder manierierte Redeweisen von Figuren fand Fontane bemerkenswerte deutsche Entsprechungen. Die Polizisten, die Basil unter dem Verdacht festnehmen, ein Dieb zu sein, kommunizieren in einem umgangssprachlichen Kauderwelsch. Hauff ignoriert diese deutliche Sprachfärbung, Fontane übersetzt sie in den Berliner Dialekt: »I’ve been watchin’ on him this quarter of a hour[…] seeing as he’d a heye to the parlour winders o’ the old Jew. He’s been trying skeleton-keys, and what not, at the door. – S’pose we gives the alarm indoors? From his piping up, the chap has maybe got accomplices whitin?[…] Jist the flash-cut iv a Wist-ind burglar!«( Tait’s Edinburgh Magazine, S. 430) »Ich habe ihn diese Viertelstunde lang beobachtet[…] ich sah, daß er ein Auge auf die Fenster des Sprachzimmers des alten Juden hat. Er hat Dietriche und was sonst noch an der Thüre versucht. Ich glaube, wir machen Lärm innen! Nach seinem Hinaufpfeifen mag der Bursche Genossen drinnen haben.[…] Jist, der Bursche ist ein Nachtdieb aus Westend!«(Hauff, 1.–4. Bändchen, S. 205) »Ick hab’ ihn schonstens seit’ne Viertelstunde uf de Kieke[…] Denn ick hatt’ et jleich weg, dat er een Ooge uf de Fenster von den ollen Juden haben dhat. 8 Er pusselte da mit Dietrich’s un allerhand so’n Zeug an de Dhüre rum. Wat meenst Du, soll ick Randal machen? Gepfiffen hatt’ er all, ick denke mir, er mag da drin sehr jute Jesellschaft haben![…] Jurjelabschneider und Langefingermacher allens mang eenander!«(Fontane , S. 239) Auch die Nachdichtung eines bemerkenswerten Sprachporträts gelang Fontane mit der Redeweise des betrügerischen Kunsthändlers Stubbs:
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(2022) 113
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