Heft 
(2022) 114
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Editorial Editorial 5 Liebe Leserinnen und Leser, können Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit Theodor Fontane erin­nern? Womöglich war es ja auch»Love at first sight« wie bei Eda Sagarra , der im vergangenen Sommer der Fontane-Wissenschaftspreis verliehen wurde und deren Dankesrede wir, verbunden mit herzlichen Glückwün­schen, in diesem Heft der Blätter ebenso abdrucken dürfen wie die Lau­datio, mit der Johann Holzner die Preisträgerin gewürdigt hat. In Fontanes letzte Lebensjahre bringen uns die beiden Beiträge, mit ­denen dieses Heft eröffnet. Zunächst erzählt Rudolf Muhs, ausgehend von einem bisher unbekannten Kondolenzschreiben Fontanes, von dessen fast ein halbes Jahrhundert währenden Beziehung zu seinem zeitweiligen Vor­gesetzten Ludwig Metzel. Eine neue Perspektive auf Fontanes großen ­Altersroman entwickelt Wilhelm Amann in seinem Aufsatz über»Unord­nung im Stechlin «, und zwar durch einen genauen Blick auf Agnes, die jüngste Figur im Roman, und deren gleichermaßen ›heikle‹ wie subversive Herkunft. Erneut steht ein thematisches Dossier im Mittelpunkt dieses Heftes. Ausgehend von einer im Juni am Theodor-Fontane-Archiv veranstalteten Forschungswerkstatt sind eine Reihe von Aufsätzen, Thesenpapieren, Pers­pektivstudien entstanden, die sich Fontanes Fragmenten widmen, also ­jenem Werkkomplex, den Christine Hehle und Hanna Delf von Wolzogen 2016 ediert haben. Während Natalia Igl sich vor allem mit Fontanes unvoll­endeten Impressionen und der Ermöglichung von Flow-Erlebnissen be­fasst, untersucht Matthias Grüne Fontanes textgenetische Experimente mit Erzählerfiguren. Hugo Aust spürt den Deutungsräumen der gleichermaßen kurzen wie reichen Projektskizze L´Impératrice oder Die rothe Maus nach. In »Fontanes Papierkorb«, genauer auf die u. a. für Briefentwürfe verwende­ten Rückseiten des unvollendeten Manuskripts Melusine von Cadoudal, blickt Klaus-Peter Möller . Weitere Beiträge zu diesem thematischen Dossier folgen im nächsten Heft der Fontane Blätter.