Editorial Editorial 5 Liebe Leserinnen und Leser, können Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit Theodor Fontane erinnern? Womöglich war es ja auch»Love at first sight« wie bei Eda Sagarra , der im vergangenen Sommer der Fontane-Wissenschaftspreis verliehen wurde – und deren Dankesrede wir, verbunden mit herzlichen Glückwünschen, in diesem Heft der Blätter ebenso abdrucken dürfen wie die Laudatio, mit der Johann Holzner die Preisträgerin gewürdigt hat. In Fontanes letzte Lebensjahre bringen uns die beiden Beiträge, mit denen dieses Heft eröffnet. Zunächst erzählt Rudolf Muhs, ausgehend von einem bisher unbekannten Kondolenzschreiben Fontanes, von dessen fast ein halbes Jahrhundert währenden Beziehung zu seinem zeitweiligen Vorgesetzten Ludwig Metzel. Eine neue Perspektive auf Fontanes großen Altersroman entwickelt Wilhelm Amann in seinem Aufsatz über»Unordnung im Stechlin «, und zwar durch einen genauen Blick auf Agnes, die jüngste Figur im Roman, und deren gleichermaßen ›heikle‹ wie subversive Herkunft. Erneut steht ein thematisches Dossier im Mittelpunkt dieses Heftes. Ausgehend von einer im Juni am Theodor-Fontane-Archiv veranstalteten Forschungswerkstatt sind eine Reihe von Aufsätzen, Thesenpapieren, Perspektivstudien entstanden, die sich Fontanes Fragmenten widmen, also jenem Werkkomplex, den Christine Hehle und Hanna Delf von Wolzogen 2016 ediert haben. Während Natalia Igl sich vor allem mit Fontanes unvollendeten Impressionen und der Ermöglichung von Flow-Erlebnissen befasst, untersucht Matthias Grüne Fontanes textgenetische Experimente mit Erzählerfiguren. Hugo Aust spürt den Deutungsräumen der gleichermaßen kurzen wie reichen Projektskizze L´Impératrice oder Die rothe Maus nach. In »Fontanes Papierkorb«, genauer auf die u. a. für Briefentwürfe verwendeten Rückseiten des unvollendeten Manuskripts Melusine von Cadoudal, blickt Klaus-Peter Möller . Weitere Beiträge zu diesem thematischen Dossier folgen im nächsten Heft der Fontane Blätter.
Heft
(2022) 114
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