Heft 
(2022) 114
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Fontane zum Tode Ludwig Metzels  Muhs 11 er nun war und selber auf der Suche nach einer neuen Stellung, seinem vor­maligen»Preßagenten« jedoch auch nicht weiterhelfen. Zu sehr standen bei­de im Geruch der Reaktion. Im Juni 1860 trat Fontane schließlich in die Re­daktion der konservativen Kreuzzeitung ein, und auch Metzel sollte, nachdem er zwei Jahre zur Disposition gestellt gewesen war, wieder aktive Verwen­dung im Staatsdienst finden. Anfang November 1860 erhielt er seine Ernen­nung zum Bürodirektor des preußischen Herrenhauses, was er bis zu sei­nem Tode blieb. Auf eine fortdauernde, wenngleich lose Beziehung zwischen beiden ver­weist die Geschichte vom Eibenbaum im Parkgarten des Herrenhauses, die zu Weihnachten 1862 in der Kreuzzeitung erschien. Was Fontane hier»nach freundlichen Mittheilungen eines neuen Freundes des alten Baums« 6 er­zählte, war zwar mehr Legende als Historie, setzte sich aber im öffentlichen Bewusstsein fest, zumal eine erweiterte Fassung des Textes 1873 in den dritten Wanderungen-Band über Das Havelland aufgenommen wurde. 7 Als Quelle waren in der Buchfassung»Mündliche Mittheilungen, besonders des Geh. Rath Metzel« 8 genannt, der den aufkommenden Kult um die Eiben (es waren nämlich in Wirklichkeit zwei) nach Kräften gefördert zu haben scheint. Seinerzeit als Symbol für die festverwurzelte Bodenständigkeit der preußischen Institutionen gehandelt, erscheint es nicht minder zeichenhaft, dass die Bäume in den Wirren des 20. Jahrhunderts irgendwann gefällt wurden. 9 Näheres über das Verhältnis von Metzel und Fontane in fortgeschritte­nem Alter enthalten die allerdings erst Jahrzehnte später niedergeschrie­benen Memoiren des Juristen und Historikers Friedrich Holtze . 10 Seiner Erinnerung nach hatte er als Student»es wird im Herbst 1875 gewesen sein« in Vertretung seines verhinderten Vaters an einem feucht-fröhlichen Herrenabend teilgenommen, bei dem es einen Losgewinn zu vertrinken galt. Neben Fontane und Metzel sei noch Karl Zitelmann zugegen gewesen, ehedem ein Kollege der beiden im Presseamt, der dann ein enger Mitarbei­ter Bismarcks, zunächst bei der preußischen Bundestagsgesandtschaft und nachher im Amt des Ministerpräsidenten gewesen war, mittlerweile aber im Ruhestand lebte. 11 Ausführlich und anschaulich erzählt Holtze des Wei­teren, wie er Zitelmann , Metzel und Fontane später vielfach am Stammtisch erlebt habe und über was sie sich so alles unterhalten hätten. Dass auch Emil Pindter, der Chefredakteur der offiziösen Norddeutschen Allgemeinen Zeitung, zum Kern der Runde gehörte, zeigt, dass es sich bei dem, was die Beteiligten spaßeshalber»Società oenologica« nannten, im Grunde um Treffen von Veteranen und Aktiven der Regierungspresse handelte. Wenig beachtet worden ist bislang, dass sich Holtzes Angaben vielfach präzisieren, illustrieren und zum Teil auch korrigieren lassen. Pindter hat nämlich gewissenhaft Tagebuch geführt und so auch am 10. Dezember 1883 den ersten Besuch des Dichters registriert: