48 Fontane Blätter 114 Dossier: Fontanes Fragmente Erläuterungen angemerkt, war Das Frigidarium ursprünglich als Teil von Von vor und nach der Reise geplant(vgl. F II, 332). Die für diese Sammlung grundlegenden Modi der Bewegung entlang von Stationen der impressionistischen Wahrnehmung und Blickführung, aber auch das Motiv der assoziativen Verbindung einzelner Szenerien lassen sich hier ebenfalls beobachten: Man geht nach Königs-Wusterhausen , oder nach Schmöckwitz , an einen Ort, wo man noch Natur hat, und Fichtenwald(denn es fängt an kalt zu werden) und die Nähe der Bahn, um wie sonst ⌐ von der Stadt ins Land hinaus so jetzt vom Land in die Stadt Partieen machen zu können. Die Kunstausstellung ist ja eröffnet, so recht das Ereigniß das zwischen Sommer= und Winter=Saison die Brücke bildet. 1. Die Jagd ist auf. 2. Der Segelsport blüht. 3. Urnen werden ausgegraben. 4. Fußpartieen. 5. Anfreundungen je nach der Parteistellung. 6. Bauerhochzeit. 7. Ernte-Fest. 8. Die Kähne werden gezählt, die die Brücke passiren. 9. Wendische Forschungen. Was heißt Schmöckwitz . 10. Oder: Wir wollen doch nach Grünau gehn und uns mal»Berliner « ansehn.»Gott , wie möglich mögen wohl Berliner aussehn!« 11. Man hat sie erträglich gefunden und sagt:»es geht nun doch wohl.« Es werden( s. oben) Partien nach Berlin gemacht. Kunstausstellung .. . Mit Kunst-Ausstellung schließt es. Diese ist eine Versuchung»man muß doch wieder zurück.« Das Fragment veranschaulicht zum einen Fontanes Prozess der Textkomposition im Sinne der verschiedenen, hier bereits sichtbar werdenden rhetorischen Arbeitsschritte der compositio(vgl. F I, XIV–XV). Zum anderen führt es gut vor Augen, wie sehr sich Fontanes Erzählen am Szenischen 24 orientiert, durchaus das Motto aus Die Kunst des Erzählens einlösend:»Ganz wie beim Drama: Charactere und Situationen.«(F I, 429) Mehr noch: Es ist frappierend, wie klar diese szenische Skizze mit dem von Fontane gewählten Motiv der Kahnfahrt entlang von Bildstationen am Ufer korrespondiert. Die Listeerscheint aus dieser Perspektive betrachtet als komprimierte Form(atierung) eines ›Flows‹ an narrativ auszufaltenden ›bewegten Bildern‹. 25 Vom Fragment zum Flow Wie wird nun bei Fontane aus einem Fragment – einem Textbaustein, einem ›bewegten Bild‹ etc. – ein Erzählfluss mit dem Potential eines leserseitigen Flow-Erlebnis? Für eine mögliche Antwort hierauf möchte ich das Frag-
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(2022) 114
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