Heft 
(2022) 114
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»Was wird er damit machen?« Aust 79 seitig sehr nahe, und er war es zuerst, der mir riet, mich der Schriftstellerei zu widmen«. 45 Wie aber hätte Fontane davon erfahren können? Ob Fontane den ›Schwefelgelben‹ im»Dönniges-Stoff« wahrgenommen hat, lässt sich nicht belegen. In doppelter Hinsicht hätte dies geschehen können: mit Blick auf Lassalle, der fast so eng mit Bismarck ›zusammenar­beitete‹, wie Innstetten es später tun wird, und anlässlich des Gerüchts, wonach Bismarck die junge Witwe zu Spionagediensten verlocken wollte. 46 ›Projektionen‹ auf die»Lichnowski«-Zeit müssten wohl andere Vorgänge im Hintergrund betreffen. Könnten solche Überlegungen dazu beitragen, die mit»etc« markierte Leerstelle nach»Lichnowski« zu konkretisieren? Raumzeitliche Verschiebungen sind in Fontanes Umgang mit histori­schen Stoffen vertraut( Schach von Wuthenow , Unwiederbringlich). Solche kontrafaktischen Akte tragen zur Verschärfung der zeitgeschichtlichen Symptomatik dessen bei, was individuell und vielleicht sogar ›absonderlich‹ geschieht. In welchem ›Ton‹ dies hier hätte erfolgen können, muss offenblei­ben. Heines bzw. Weerths»Schnapphahnski« spräche natürlich für den sa­tirischen. »Die Schauspieler-Epoche« Anders als der vierte Punkt des Entwurfs fixiert der fünfte eine vorletzte biographische Phase, die auf die Flucht des zweiten Helden(Punkt 3) folgt. Die»Schauspieler-Epoche« im Dönniges-Stoff beginnt eigentlich schon frü­her(nach Yankos Tod und seiner Witwe Abwendung vom Salonleben in Nizza und Paris , ja sie ist von Kindheit an als nachahmendes und pantomi­misches Talent präsent 47 ) und erstreckt sich bis zur Auswanderung nach »Californien«, wo sie als spezielle Bühnenpraxis auch endet. Man ist versucht zu sagen, Fontane müsse die Schauspielerin Helene von Racowitza ›gesehen‹ haben. Aber die überlieferten Quellen bezeugen das nicht. Selbstverständlich hat er ihren Lehrer und Ehemann Siegwart Fried­ mann auf der Bühne gesehen und mit großem Lob bedacht. Von ihrem Er­folg in Wien (Stadttheater, Laube) als Maria Verrina in Paul Lindaus Maria und Magdalena mag er ›gehört‹ haben(»enthusiastischer Jubel« sei nach ­Helene Friedmanns Goethe-Gedichtvortrag in der umstrittenen ›sentimen­talen‹ Schlussszene des 2. Aktes ausgebrochen 48 ). Fontane kannte das Schau­spiel gut, hat er doch die Berliner Uraufführung dieses Stückes(1872) recht ›rücksichtsvoll‹ 49 besprochen und wusste vielleicht, dass Lindau dieses Stück für Helene und Siegwart Friedmann geschrieben hat. 50 Ob er in Maria Ver­rina seine ehemalige Gesprächspartnerin»im Wschen Hause« und spätere Lassalle-Geliebte wiedererkannt hat, muss unentschieden bleiben. Mindes­tens zweimal trat sie in Berlin auf(Residenztheater 1874, Victoria-Theater 1876), und die Vossische Zeitung wies darauf hin. 51 Während des Gastspiels