Heft 
(2022) 114
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Ansichtskarten mit»Gruss « Wolpert 151 Eine Fontane -Trouvaille. Acht Ansichtskarten mit einem »Gruss von Ueber Land und Meer« Georg Wolpert Die Ansichtskarte ist noch jung, gerade einmal 150 Jahre alt. Ihre nur zwei Jahre ältere Schwester, die einfache Postkarte ohne irgendeine Illustration, war in Deutschland am 1. Juli 1870 mit der»Verordnung betr. die Einfüh­rung der Correspondenzkarte« offiziell eingeführt worden. 1 Eine erste An­regung dazu geht auf eine Denkschrift des damals noch preußischen Ge­heimen Postrats Heinrich von Stephan vom 30. November 1865 zurück. Es handelte sich zunächst einfach um»eine offene Karte für briefliche Mittei­lungen, sie ist auf der Vorderseite mit dem Postwertzeichen sowie mit einem Vordruck für die Adresse versehen«. 2 Am zweiten Geburtstag der Postkar­te, also am 1. Juli 1872, wurden dann im Deutschen Reich auch private also nicht von der Post hergestellte Motivpostkarten ohne aufgedrucktes Post­wertzeichen zugelassen. In der Korrespondenz Theodor Fontanes findet sich die erste ausdrück­liche Erwähnung einer Postkarte in einem Brief an Mathilde von Rohr vom 3. Juni 1874, in dem er sie»freundlichst« bittet, seine Fragen»auf einer Post­karte beantworten zu wollen.« 3 Doch schon vier Jahre zuvor, kurz nach der offiziellen Einführung der Postkarte in Deutschland , hat Fontane selbst dieses neue Medium genutzt. Am 29. und 30. September 1870, also unmit­telbar vor seiner Gefangennahme in Domrémy am 5. Oktober 1870, sandte er»zwei Correspondenz-Karten des Norddeutschen Postgebiets, die er handschriftlich mit dem Vermerk ›Feldpostbrief! versah und von denen er zumindest die erste nicht frankierte(auf der zweiten klebt eine 10-Cen­times-Briefmarke), aus den elsässischen Orten Weißenburg und Sulz an seine Frau.« 4 Wie diskret Fontane das neue Korrespondenzmittel wegen des offen lesbaren Textes handhabte, zeigt beispielhaft eine der frühen seiner bislang 166 ermittelten Postkarten, 5 die Fontane am 30. November 1885 an seine Schwester Elise Weber gerichtet hat, um dieser kurz für Recherche­Arbeiten zu danken. 6 Von den Namen gibt er nur die Initialen. Persönliche Informationen und Fragen fehlen. Der mit dem Gruß verbundene Wunsch ist kurz:»Ergeh es Dir gut.« Vereinzelt tauchen sogar Ansichtskarten in