noch nicht in genügender Zahl. Wir müssen mehr Übersetzungen haben und für die Verbreitung seines Werkes durch die Medien, vor allem durch den Film, sorgen. Von Fontane-Filmen ist nur Fassbinders Effi Briest in England in öffentliche Kinos gekommen.
Zurück zum Archiv. Wir wissen alle, daß es nicht leicht war für die Leiter des Archivs, bürokratische und politische Hindernisse zu überwinden, die die Benutzung und Veranstaltung von Tagungen erschwerten; sie verdienen unseren Dank für das, was sie erreicht haben. Aber wir sollten auch einmal das Verdienst der Fontane-Freunde anerkennen, die trotz aller Schwierigkeiten durch ihre Mitarbeit das Archiv unterstützten. Der Weg von London nach Berlin erschien mir oft kürzer und war gewiß weniger mühsam als der durch Check- Point-Charlie. Mancher mag das ebenso empfunden haben. Viele haben teil an dem Gedeihen des Archivs. Ich brauche nur darauf hinzuweisen, wieviele Fontane-Freunde dem Archiv Handschriften geschenkt haben oder Kopien von Handschriften oder anderes Material. Einer von diesen Liebhabern hat in endloser Arbeit zur bibliographischen Erfassung von Manuskripten und vor allem von Briefen beigetragen. Alle diese Freunde werden sich freuen, ihren Enthusiasmus bald auch der Fontane Gesellschaft zugute kommen zu lassen. Wir werden sie sehr brauchen, denn unsere Aufgabe ist keine leichte.
Hat bisher das der Deutschen Staatsbibliothek unterstellte Fontane-Archiv mit deren finanzieller Unterstützung die Fontane-Blätter herausgegeben, so wird dies wohl eines Tages der Fontane Gesellschaft zufallen. Wir gehen da den umgekehrten Weg vieler anderer Gesellschaften. Die meisten konnten erst nach Jahren des Bestehens eine Zeitschrift gründen. Wir werden eine Zeitschrift übernehmen können, aber wir werden auch dafür verantwortlich sein müssen. Das heißt, wir werden viel Geld brauchen. Als sich Fontane 1856 gegenüber Vorwürfen seines Vorgesetzten Metzel, daß er seine Aufgabe in London nicht erfülle, verteidigte, schrieb er: „Ich will den schönsten Plan auf der Welt auf der Stelle einreichen, aber ,Geld, Geld, Geld!' sagte Montecuculi."
Die zukünftige Fontane Gesellschaft, meine Damen und Herren, braucht Geld, Geld, Geld! Dann wird auch ihr Vorstand den schönsten Plan für die Gestaltung der Gesellschaft entwerfen und durchführen können. Die ersten Jahre werden besonders schwer sein, und die Entwicklung und das Gedeihen wird davon abhängen, ob wir die Gesellschaft auf einer soliden finanziellen Grundlage aufbauen können.
Wir alle befinden uns in einer Zeit der Wandlung, besonders die Menschen aus der ehemaligen DDR. Der Übergang von einer Planwirtschaft zur Marktwirtschaft bringt viele Probleme mit sich. Das Geld hier ist knapp, und nun kommen wir und bitten um Geld. Fontane, wie Sie wissen, war immer knapp mit Geld:
„Es hilft uns kein Gedeutel,
So nimm es, wie es fällt.
Der eine hat den Beutel,
Der andre hat das Geld." 9