Heft 
(1991) 51
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unsere Zeit paß. Das heißt nicht, daß dieser Roman für unsere zu gründende

Gesellschaft nict von allergrößter Bedeutung ist. Wer in Deutschland kennt wohl diesen See, um den es selbst damals still war und um den es still geblieben ist: Hier und da wächst ein weniges von Schilf und Binsen auf, aber kein Kahn zieht seine Furchen, kein Vgel singt, nur selten, daß ein Habicht drüber hinfliegt,seine schatten auf die Spiegelfläche wirft. Alles still hier" Und so ist es wohl geblieben, jedenfalls erschien es mir so, als ich vor einigen Jahren da war. Der Roman wird inzwischen, so glaube ich, in allen Regionen Deutschlands gelesen. Aber wer aht den Stechlin-See und die umgebenden Buchenwälder je gesehen? Wenn wir unsere Fontane Gesellschaft haben und unsere Jahresversammlungen mit dem dazugehörigen gesellisgen Teil, den Ex- kursionen, so hoffe ich, daß eins unserer ersten Ziele der Stechlin-See sein wird. Er war uns zu lange verschlossen, und auch früher war er nicht leicht erreichbar. In meiner Jugend war es noch eine umständliche Fahrt un jene Gegend; sie brauchen bloß Tucholskys kleine Erzählung Rheinsberg zu lesen, um zu wissen, wie kompliziert das war. Und dann, die letzten Jahrzehnte war er ganz ab-

geschlosen, der Stechlin. War der See still alle diese Jahre? Sprang nicht manch- mal ein Wasserstrahl hoch, brodelte es wohl gelegentlich oder sprudelte es und steig vielleicht im vorigen Herbst der rote Hahn auf und krähte? Ich komme gleich auf das Thema es Schutzpatrons zurück, aber erlauben Sie mir bitte noch etwas weiter auf die Aufgaben der Fontane Gesellschaft einzu- gehen. Wie der Stechlin den meisten Deutschen unbekannt sich, so die ganze Mark Brandenburg. Das Paradoxe ist, daß, während vor dem 2. Weltkrieg Fon- tanes Wanderungen außerhalb Berlins und der Mark Brandenburg wenig be- kannt waren, sie jetzt auch in anderen Teilen Deutschlands eine Leserschaft gefunden haben. Das lag an zweierlei: an der so regen Fontane-Forschung, vor allem and der Editionsarbeit. Die Wanderungen sind nicht nur in allen drei großen Werkausgaben erschienen, sondern in vielen, of schön illustrierten Einzelaus- gaben. Und da wir uns immer nach dem Unerreichbaren sehnen, so las man nun auch im Westen und Süden Deutschlands die Wanderungen. Fontane schrieb sie, um die Prinzessin im Märchen zu erlösen. Auch zu seiner Zeit war die Mark eine terra incognita. Die Prinzessin ist jetzt ein zweites Mal erlöst worden. Die Fontane Gesellschaft wird die Aufgabe habe, sie allen wieder zu zeigen. Ich sprach von Stechlin, den wenigen kennen. Wer aber kennt das Oderland,

in dem Fontanes Vor dem Sturm spielt. Mein Hauderer, der mich zum Stechlin führte, führte mich vor einigen Jahren auch dorthin. Fontanes Vater hatte dort

in Letschin eine Apotheke, und Fontabe lebte eine Zeitlang dort. Lesen Sie das schöne Kapitel über seine letzte Begnungen mit seinem Vater in Meine Kinder- jahre. Sein Vater ist dort begraben: "und ein andrer Platz, dem verbunden ich bin: Berglehnen. di Oder fließt dran hin, Zieht vorüber in trägem Lauf,

Gelbe Mummeln schwimmen drauf, 11