von Bucher/Fontane gewissermaßen zwei Pole innerhalb des unerhört vielschich­tigen Charakterbildes des Fürsten oder, wenn man so will, eben jene Ambi­valenz, von der am Anfang die Rede war und in der wir wohl einen Grund zu sehen haben dafür, daß Fontane noch 1895 der Aufforderung der „Gegenwart", zum 80. Geburtstag des Fürsten einen Beitrag beizusteuern, aus prinzipiellen Gründen ablehnte.

Er wußte, daß die Objektivität des Urteils immer, im Falle Bismarcks aber in ganz besonderem Maße, auch des zeitlichen Abstandes bedurfte. Der aber hat den „Dualismus der Werte" 57 in der Person des Kanzlers nicht aufgehoben und nicht aufheben können. Er hat ihn ganz im Gegenteil noch stärker hervortreten lassen. „Ein befriedigendes Portrait Bismarcks", so stellte z. B. Golo Mann fest, „von dem man sagen könne, so war er', ließe sich weder in einer Stunde noch in hundert geben. „Bismarck, das ist der Mensch mit seinem Widerspruch, und jene, die meinen, diesen Widerspruch zur Einheit auflösen zu können, werden sich immer über ihn streiten." 58 An dieser Auseinandersetzung wird Fontane als einer der kompetentesten Zeitzeugen immer beteiligt sein, aber nicht, weil er ein fertiges Urteil zur Verfügung hatte, sondern weil gerade umgekehrt seine „Urteilslosigkeit' sich nachträglich als die geniale Vorwegnahme eines nicht aufzulösenden Prozesses erweist.

Anmerkungen

1 Theodor Fontane, Sämtliche Werke, 24 Bde. Hrsg. v. Edgar Gross, Kurt Schreinert u. a„ München 1959 ff. (Nymphenburger Fontane-Ausgabe, NFA), Bd. XIX, S. 719 ff.

2 Fontane an Maximilian Harden, 4.3.1894. In: Theodor Fontane, Werke, Schriften, Briefe, Hrsg. v. Walter Keitel und Helmuth Nürnberger, München 1970 ff. (Hanser Fontane-Ausgabe, HFA), Abt. IV, Briefe, Bd. IV, S. 336,

3 Vaterländische Reiterbilder aus drei Jahrhunderten. Von Wilhelm Camp­hausen, Text von Theodor Fontane, Illustrationen des Textes gezeichnet von Ludwig Burger, Berlin 1880.

4 Fontane an Emilie Fontane, 17.8.1882. In: HFA, Abt. IV, Briefe. Bd. Ilh S. 201.

5 Fontane an Emilie Fontane 11. 6.1879. In: Theodor Fontane, Briefe I. Briefe an den Vater, die Mutter und die Frau. Hrsg. v. Kurt Schreinert. Zu Ende geführt und mit einem Nachwort versehen von Charlotte Jolles, Berlin 1968. S. 92.

6 Fontane an Emilie Fontane, 11. 6. 1879. In: ebd. S. 92.

7 Fontane an Emilie Fontane, 8-/9. 6.1879. In: ebd. S. 89.

8 Fontane an Emilie Fontane, 6. 5.1879. In: ebd. S. 86.

9 Fontane an Emilie Fontane, 15. 6. 1879. In: ebd. S. 93 f.

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