Heft 
(1991) 51
Seite
162
Einzelbild herunterladen

bereits erwähnten Wangenheim, von Kalckstein und Paul Güßfeld und soweit identifizierbar - Generalleutnant von Clear (Berlin), Infanteriegeneral von Spitz (Berlin) und Generalleutnant Friedrich Freiherr von Dincklage-Campe (geb. 1839). Der Letztgenannte, ein Bruder der »Emsland-Dichterin' Klara von Dincklage, war ein besonders häufiger Gast in Dreilinden; er versuchte sich später als Militärschriftsteller und hat auch einen Aufsatz über die Tafelrunde verfaßt. 24 Am 12. Januar 1882, drei Tage nach dem vierten und einen Tag vor seinem fünften Besuch in Dreilinden, schrieb Fontane einen Aufsatz über Prinz Friedrich Karl. 25 Am 7. April begann er mit einer biographischen Skizze »Bal­duin Möllhausen', 26 offenbar der Grundlage jener »Einleitung', die er dann für eine Sammlung von Möllhausen-Erzählungen der »Collection Spemann' ge­schrieben hat. Dieser Band ist undatiert, die Einleitung Fontanes jedoch mit »Berlin, im Mai 1882" unterzeichnet. Aus dem Text geht hervor, daß Fontane Möllhausen auch privat besucht hat. Er schreibt: »Alles in seinem Hause drückt Behagen aus, jenes Behagen, das das Resultat einer äußeren und inneren Frei­heit ist.' 27 Diese privaten Kontakte hielten an. Am 14. September 1884, zwei Jahre später, begegnet Fontane in Lohme auf Rügen dem Ehepaar Möllhausen, sein Tagebuch und ein Brief an seine Tochter Mete berichten davon. »In Lohme war ich einen ganzen Tag lang mit Balduin Möllhausen und Frau zusammen.' 28 »Hatte mit ihnen einen langen Plauderabend und ein dito Frühstück.' 29 Die Einstellung Fontanes zu den Romanen Möllhausens war durchaus zwie­spältig; die offenkundigen Schwächen des Autors konnten ihm, dem in ästheti­schen Urteilen Erfahrenen, natürlich nicht verborgen bleiben. Dennoch hätte er sich sicher nicht bereitgefunden, die erwähnte Einleitung - die wohl zunächst eine Gefälligkeitsarbeit darstellte - zu verfassen, wenn er nicht eine grund­sätzliche, über das Persönliche hinausgehende Sympathie für Möllhausens Schaf­fen empfunden hätte. Die zentralen Sätze der Einleitung spiegeln Fontanes Be­mühen, künstlerisches Für und Wider gegeneinander abzuwägen:

»Alles was B. Möllhausen produziert, hat eine starke Familienähnlichkeit; es sind Früchte vom selben Baum. Aber diese Familienähnlichkeit ent­stammt nur einer verwandten Art und Weise die Stoffe zu behandeln; die Stoffe selbst sind sehr verschieden. Ästhetisch und kritisch angesehen, gehören seine Bücher ein und derselben Richtung an, im Hinblick auf Unterhaltungs- und Belehrungsfähigkeit aber bieten sie stets etwas Neues. (...)

Er ist der Schriftsteller einer frischen, lebendigen Handlung; das ist das erste. Was aber diesem ersten auf dem Fuße folgt, das ist: er ist auch der Mann der Schilderung. Vor allem seine Naturschilderungen sind von bemerkenswerter Schönheit und fesseln auch da noch, wo sie mehr Raum einnehmen, als sie nach dem Gesetze des Romans vielleicht einnehmen sollten. [...)

In einem gewissen Zusammenhänge mit dem hier Gesagten ist es, daß die Charaktere, die seine Phantasie schafft, weder von einer besonderen Man­nigfaltigkeit noch von einer besondern Tiefe sind. Aber dieses bedeutet innerhalb gewisser Grenzen eher ein Lob als einen Tadel, und kann fa st

162