Nicht viel Neues bietet die Interpretation von »Mathilde Möhring', obwohl sich hier eine der Stärken der Arbeit zeigt: das Vermögen der Verf., den Sprachgestus der Fontaneschen Figuren als spezifisch sprachthematisches bzw. sprachkritisches Element im Text zu erfassen.
Abschließend wendet sich die Verf. in Einzelinterpretationen den Figuren Effi Briest und Melusine Barby zu, wobei sie keine grundsätzlich neuen und spektakulären Fragestellungen aufwirft. Interessante Ansätze finden wir dagegen im zusammenfassenden Teil III der Untersuchung. Aber auch hier sind einige polemische Bemerkungen notwendig. Das bezieht sich u. a. auf den Versuch einer Darstellung des Verhältnisses Fontanes zu Schopenhauer, wobei sich die Verf. bei der Beurteilung Schopenhauers auf allzu ausgefahrenen Gleisen bewegt und im Prinzip Anmerkungen H. H. Reuters kolportiert. So verwundert dann auch nicht die offenbare Aversion der Verf. gegenüber der Literatur und Realismus zuzuwenden. Hier wird die Arbeit bei weitem überfordert. Trotz der dargelegten Einwände stellt Skarkes Untersuchung vor allem in den Einzelinterpretationen eine gute Ergänzung zu der übergreifenden Arbeit von Kübler dar. Beide Arbeiten sind dahingehend ein interessanter Beitrag zu der die Frauenfrage thematisierenden Literatur im 19. Jahrhundert und zur Fontane-Forschung.
Ralf Schnell: Bürgerliche Sprachspiele. Theodor Fontanes Roman »Frau Jenny Treibel'. - In: Ralf Schnell: Die verkehrte Welt. Literarische Ironie im 19. Jahrhundert. - Stuttgart : Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1989. S. 101-128.
Georg Lukács, um Distanzierung von Fontanes komödischem Roman vom tra
Schnell untersucht in seiner Studie mehr oder minder exemplarische Werke des 19. Jahrhunderts von der Romantik über Heine und Grabbe bis zu Fontane u nd Thomas Mann im Hinblick auf die Rolle der Ironie. Er liefert nach seinen e igenen Worten »in sich geschlossene Studien" und verzichtet auf eine zusammenhängende und zusammenfassende Betrachtung. Daher ist es erlaubt, an dieser Stelle ausschließlich auf die Analyse von »Frau Jenny Treibel' einzugehen.
Schnell geht es in seiner Interpretation von »Frau Jenny Treibel" vor allem um dreierlei: um »Abgrenzung zur gängigen, realismustheoretisch inspirierten Fontane-Philologie' (S. 112), d. h. vornehmlich vom Realismusbegriff von Georg Lukacs, um Distanzierung von Fontanes komödischem Roman vom traditionellen, eher tragisch grundierten Realismus des 19. Jahrhunderts und
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