Heft 
(1991) 51
Seite
185
Einzelbild herunterladen

nen Inhalt. Das ,Wie' muß für das ,Was' eintreten', werden sehr wörtlich ge­nommen und auf »Frau Jenny Treibel' zurückbezogen. Dem ist engegenzuhal- ten, daß das Inhaltliche in »Frau Jenny Treibel' doch deutliches Gewicht be­sitzt, was m. E. sowohl durch den antibourgeoisen sozialen Gestus wie durch die Eignung zu Dramatisierung und Verfilmungen bewiesen wird. Außerdem führt Schnell Fontanes Funktionsbestimmung vonFrau Jenny Treibel' selbst an: »Zweck der Geschichte: das Hohle, Phrasenhafte, Lügnerische, Hochmü­tige, Hartherzige des Bourgeoisstandpunktes zu zeigen..Die Gestaltung weiche allerdings davon ab.

So schwankt die Interpretation Schnells zwischen Konkretheit und Abstrakt­heit, zwischen einsehbaren Erkenntnissen auf der Grundlage des Textes, spe­ziell zur komödischen Struktur und zur Mehrschichtigkeit des Romans, und willkürlichen Deutungen. Ein gewisser Trend zur Verewigung der Bürger­welt, zur Verabsolutierung von Selbstbescheidung und Resignation ist nicht zu übersehen. Das Sich-Einrichten im Gegebenen wird über Gebühr als »Reali­tätssinn" (S. 116, 125) gepriesen. Darin äußern sich m. E. apologetische Ten­denzen, auf die es nach wie vor hinzuweisen gilt, wenn wir den antibourgeoisen Charakter von Fontanes kritischem Realismus nicht leugnen und nicht hinter in Jahrzehnten erworbene Erkenntnisse der internationalen Fontane-Forschung zurückgehen wollen.

Theodor Storm und das 19. Jahrhundert. Vorträge und Berichte des Internatio­nalen Storm-Symposions aus Anlaß des 100. Todestages Theodor Storms. Her­ausgegeben von Brian Coghlan und Karl Emst Laage. - Berlin: Erich Schmidt Verlag 1989. 188 S.

(Rez.: Peter Goldammer, Weimar)

Es war von langer Hand vorbereitet worden, dieses Symposion, zu dem sich ein Dutzend Storm-Forscher aus vier Kontinenten, unmittelbar vor und im Zusammenhang mit den Feierlichheiten zum 100. Todestag des Dichters, zu e inem dreitägigen Meinungsaustausch in Theodor Storms Heimatstadt Husum zusammenfanden. Fünfzehn Minuten Redezeit waren jedem Teilnehmer von den Veranstaltern eingeräumt worden, und das zwang zu äußerster Konzen­tration, zum Verzicht auf Redundanz wie auf rhetorisches Dekor wobei letz­teres um so leichter fiel, als außer einigen jüngeren, einschlägig ausgewiese­nen Literaturwissenschaftlern kein Publikum zugelassen war. Die Leiter des Symposions es waren die Herausgeber dieses Bandes - wollten ihre Kolle- gen zur Diskussion, auch zum Meinungsstreit anregen, und diese haben die Gelegenheit dankbar und eifrig genutzt. Da kein Protokoll geführt wurde, kein