Heft 
(1991) 51
Seite
201
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steht in diesem Taschenbuch »1. Auflage". Was also ist anders? Zunächst ist ein anderer Fotograf herangezogen worden. Die neuen Fotos sind ein weiterer Versuch, dem Geheimnis des zweifellos vorhandenen Zaubers der märkischen Landschaft mit schwarz-weiß-Fotos auf die Spur zu kommen. Das kann mit jedem einzelnen Foto nur teilweise gelingen, denn der eigentümliche Reiz der Landschaft ist nur durch die Zusammenschau vielfältigster Landschafts- und Architekturbilder zu erfassen. Leider muß man auch sagen, daß die Druck­qualität den Fotos doch einiges an Stimmung nimmt (oder muß man für die Zukunft der Klosterruine Lindow wirklich so schwarz sehen?).

Übrigens ist es interessant, wie sich selbst in diesen doch unverfänglichen Fotos der Wechsel der Zeiten spiegelt. In der Ausgabe von 1971 wurde versucht, das Gegenwärtige der Fontaneschen Texte durch die Abbildung (damals) gegenwär­tiger Menschen zu betonen. Das führte u. a. zum Foto eines jungens Mädchens in unvergeßlich großblumiger Minimode vor einem Bildnis Paul Gerhardts in der Mittenwalder Kirche (unter dem - nicht abgedruckten - Motto: unsere Jugend eignet sich die Geschichte an), und in Fontanes Kapitel »Am Werbellin­see' wurde ein Foto mit Pionieren in der damaligen Pionierrepublik »Wilhelm Pieck' untergebracht...

Dagegen konzentrieren sich die neuen Fotos, aufgenommen wohl im Winter 1989/90, ganz auf die Architektur und das Landschaftlich-Urwüchsige. Merkt man dem Fotografen die Freude an, auch bis dato nicht gut mögliche Motive auszusuchen? So sind - und es erscheint inzwischen ganz natürlich - selbst­verständlich auch Nikolskoe oder Spandau zu sehen, ehemals in Westberlin gelegen.

Den eigentlichen Unterschied der beiden Publikationen macht aber die Wahl der Kapitel aus. Während kürzlich Günter de Bruyn ebenfalls »schönste Wan­derungen Fontanes' präsentierte und dabei auf bisher nicht wieder so er­schienene Erstdrucke Fontanescher Wanderungskapitel aus Zeitungen und Zeit­schriften zurückgriff, wählen die Herausgeber hier aus den »normalen' Texten die touristisch attraktivsten Kapitel aus. In dem von 414 auf 526 Seiten er­weiterten Band sind z. B. Fehrbellin, Spandau, Tegel, Das Belvedere im Schloß­garten zu Charlottenburg, Die Pfaueninsel und Schloß Köpenick hinzugekom- Wen. Ausgeschieden sind dagegen Kapitel, die sich hauptsächlich der Historie z uwenden wie z. B. Die Wenden in der Mark und Wust. Hinzugefügt wurde ebenfalls eine ausklappbare, farbige Karte. Das damalige Nachwort wurde zu e iner knappen »Zu diesem Band'-Bemerkung verkürzt.

Alles in allem ist es ein neues Buch geworden, das den Auflagenvermerk zu Hecht trägt.

Die Herausgeber schreiben: »Dieses Buch ist kein Reiseführer, aber es will zum Reisen verführen.' Dem Charakter des Buches, das man beim Reisen, es mu ß ja kein Wandern sein, tatsächlich in die Tasche stecken kann, wäre mit ei nem stabileren Umschlag allerdings besser entsprochen worden.

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